White House Down (USA 2013)

white-house-downBereits zum zweiten Mal wird das Weiße Haus im Kino-Jahr 2013 nach den Regeln des Actionfilms demontiert. Doch nach dem ärgerlich reaktionären „Olympus Has Fallen“ schlägt „White House Down“ deutlich gemäßigtere Töne an. Dabei geht der von Schwaben-Spielberg Roland Emmerich („2012“) gedrehte Blockbuster fast als Gegenentwurf zu Antoine Fuquas hurra-patriotischer „Stirb langsam“-Variante durch. Das zeigt sich vor allem auf politischer Ebene. Denn wo der Vorläufer kompromisslos die Hardliner-Fraktion stärkte, ist Emmerichs Präsident ein liberaler Friedensbringer mit Obama-Anleihen, der gar die US-Truppen aus dem Mittleren Osten abziehen will.

Dass der real-amtierende US-Präsident (und Friedensnobelpreisträger) an diesem verheißenen Ideal im weltpolitischen Alltagsgeschäft gescheitert ist, mag „White House Down“ dezent verklärend und auch ein wenig naiv erscheinen lassen. Aber die größte Stärke des 150 Millionen Dollar teuren Spektakels ist genau die ironische Distanz, die dem auf überzogene Ernsthaftigkeit pochenden „Olympus Has Fallen“ vollends abgeht. Auch kommen die den präsidialen Amtssitz in Washington erstürmenden Extremisten nicht aus dem schurkischen Ausland, sondern dem heimischen rechten Lager.

Angeführt werden sie von Martin Walker (James Woods, „Shark“), der monetäre Gründe vorschiebt, eigentlich aber den Iran in Flammen aufgehen lassen will. Dass dieser zudem der kurz vor der Verrentung stehende Chef des Sicherheitsstabes von Präsident James Sawyer (überlässt das Schießen diesmal anderen: Jamie Foxx, „Django Unchained“) ist, macht die Sache nur prekärer. Doch haben Walker und seine paramilitärischen Unterstützer die Rechnung ohne Ex-Soldat John Cale (auch Produzent: Channing Tatum, „Magic Mike“) gemacht, der zu einem Bewerbungsgespräch für einen Posten im Secret Service geladen ist.

Nach der bitteren Absage durch Carol Finnerty (Maggie Gyllenhaal, „The Dark Knight“) versucht er die Stimmung bei einer Besucherführung durchs Weiße Haus mit Töchterchen Emily (Joey King, „The Conjuring“) aufzuhellen. Dann explodiert das Capitol und im aufkommenden Chaos bringen die Terroristen das Weiße Haus in ihre Gewalt. Dabei werden John und Emily getrennt und während sie in Schurkenhand gerät, bewahrt er Sawyer vor dem Zugriff Walkers. Vor diesem Startschuss für zerstörungsintensive Action und komödiantische Einschübe im Stile klassischer Buddy-Movies werden die Figuren allerdings dezent schleppend und gewohnt klischeebelastet eingeführt.

Als besonders clever oder innovativ ist „White House Down“ kaum zu bezeichnen. Dafür kommt der Popcorn-Thriller souverän dem Zweck des freudvollen Zeitvertreibs nach und sorgt durch entwaffnendes Augenzwinkern und prominenten Nebencast – u.a. Richard Jenkins („Jack Reacher“) und Lance Reddick („The Wire“) – für Kurzweil. Foxx und Tatum harmonieren überzeugend, die Action ist aufwändig und die Verfolgungsjagd mit gepanzerten Limousinen über den Rasen von Sawyers Amtssitz macht großen Spaß. Nur sollte man gewillt sein, Emmerich, der das Weiße Haus bereits in „Independence Day“ pulverisierte, die übliche Portion Schmalz und Pathos zu verzeihen.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

scroll to top