Nur 48 Stunden (USA 1982)

„This ain’t no god damn way to start a partnership.“ – Reggie

Es ist die Blaupause des modernen (Cop-)Kumpelfilms: Ein weißer Polizist und ein schwarzer Häftling bilden eine Zweck-Allianz, um ein mörderisches Verbrecher-Duo zur Strecke zu bringen. Die Formel, die grundsätzlich darauf hinausläuft, dass sich über alle charakterlichen Gegensätzlichkeiten (und initiale Abneigung) hinweg allmählich eine Vertrauensbasis entwickelt, wurde bis in die Gegenwart dutzendfach aufgegriffen. Auch von Regisseur Walter Hill, der in „Red Heat“ (1988) gar US- und UdSSR-Cop zusammenschweißte.

Das Drehbuch zum Vorläufer schrieb Hill u. a. mit dem späteren „James Bond“-Regisseur Roger Spottiswoode („Der Morgen stirbt nie“) und „Stirb langsam“-Autor Steven E. DeSouza, als Produzenten fungierten Lawrence Gordon („Predator“) und der angehende Action-Papst Joel Silver, der mit „Lethal Weapon“ (1987) einen weiteren (serialen) Buddy-Klassiker auf den Weg brachte. Bei solch gebündelter Klasse hinter der Kamera – das Namedropping kann leicht um den Kameraverantwortlichen Ric Waite („Long Riders“) oder Produktionsdesigner John Vallone („Straßen in Flammen“) ergänzt werden – scheint kaum verwunderlich, dass der Film zu einem Referenzwerk des Genrekinos avancierte.

Die Besonderheit liegt aber auch darin begründet, dass „Nur 48 Stunden“ kaum einem einzigen Sujet zuzuordnen ist: knallharte Action trifft kompromisslosen Thriller und kaltschnäuzige Komödie. Dabei setzt der Auftakt im Nirgendwo der USA, wo der hünenhafte Indianer Billy Bear (Sonny Landham, „Predator“) den Sträfling Albert Ganz (James Remar, „The Warriors“) mit Waffengewalt befreit, die Marke für die Stimmung des Plots. Zu der trägt auch der fiebrige, zwischen Jazz und Rock angelegte Score von Oscar-Preisträger James Horner („Titanic“) bei.

Was „Nur 48 Stunden“ (fast) allen Folgewerken bis heute voraushat, ist der grimmige 70’s-Einschlag. Dafür steht bereits Nick Nolte, dessen Hard-Boiled-Macho-Cop Jack Cates die Auffassung vertritt, jedes Problem mit harter Hand lösen zu können. Dass er den Morgenkaffee gern mit Hochprozentigem verdünnt, passt perfekt ins Gesamtbild. Als die flüchtigen Verbrecher nach San Francisco kommen, selbstredend Cates Zuständigkeitsbereich, dauert es nicht lange bis zur ersten Konfrontation. Dass dabei Polizeikollege Algren (Jonathan Banks, „Beverly Hills Cop“) zu Tode kommt, verschärft die Angelegenheit zusätzlich.

„We ain’t brothers, we ain’t partners, and we ain‘t friends.“ – Jack

Bei der Aufspürung der Mörder setzt er daher auf die erzwungene Unterstützung des inhaftierten Reggie Hammond (Kinodebütant Eddie Murphy, „Der Prinz aus Zamunda“), einem früheren Komplizen Ganz‘. Im Kofferraum seines versteckten Sport-Coupes lagert Hammond eine halbe Million Dollar; die Beute eines Bankraubs, derer die Ausbrecher über Kollaborateur Luther (David Patrick Kelly, „Phantom Kommando“) habhaft werden wollen. Dass die gesamte Affäre nur gewaltvoll besiegelt werden kann, liegt dabei im Sinne des Genres glasklar auf der Hand.

Der Weg dahin etabliert etliche manifeste Buddy-Motive, darunter das verlotterte Auftreten Jacks oder den Anpfiff durch den cholerischen Vorgesetzten (persiflierte das Klischee u. a. in „Last Action Hero“: Frank McRae). Die oft improvisierten Wortgefechte zwischen den ungleichen Kollaborateuren Jack und Reggie rangieren durch anhaltende – im Originalton merklich deftigere – Schimpftiraden samt rassistischer Breitseiten weit abseits späterer Comedy-Standards. Bestes Beispiel ist Richies Rollenspiel als Cop in einer Redneck-Bar (als Kneipier agiert John-Carpenter-Regularie Peter Jason), die den Verzicht auf politische Korrektheit unterstreicht.

In diesem spiegelt sich auch der teils rabiate Umgang mit Frauen; die einzige relevante weibliche Rolle nimmt Annette O’Toole („Katzenmenschen“) als Jacks Geliebte ein. Das wirkt fraglos aus der Zeit gefallen und zahlt doch auf den grimmigen Unterton der Geschichte ein, die Hill mit Rasanz und gut platzierter wie gleichsam blutbesudelter Action serviert. Deren Highlight ist die Schusswechsel-Verfolgung zwischen Jacks Limousine und einem von den Gangstern gekaperten Linienbus; dieses Schema sollte Hill mit dem erwähnten „Red Heat“ auf die Spitze treiben.

An Erinnerungswürdigem mangelt es dem Klassiker damit keinesfalls, was neben der Inszenierung auch für die Darsteller gilt: sei es nun der furios aufspielende „Saturday Night Live“-Star Murphy, der bei weitem nicht als erste Wahl für die Rolle betrachtet wurde, „Dirty Harry“-Ersatz Nolte, dessen Rolle ursprünglich tatsächlich für Clint Eastwood angedacht war, oder Parade-Psychopath Remar. Auch sie lassen „Nur 48 Stunden“ bis in die Gegenwart glänzend funktionieren. Das 1990 von Hill nachgeschobene Sequel, in dem Nebendarsteller Brion James („Blade Runner“) zum kriminellen Drahtzieher befördert wurde, kann da nur schwerlich mithalten.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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