Scanner Cop (CAN/D 1994)

Den „Scanners“ folgte der „Scanner Cop“. Sicher, David Cronenbergs 1981 realisierte Idee der telekinetisch begabten Übermenschen war zu originell, um sie nicht auszuweiten. Doch nach zwei soliden bis mäßigen Fortsetzungen (beide 1991) war der Drops gelutscht. Zumindest, bis Pierre David, Produzent der Trilogie (und Cronenbergs „Videodrome“), das Thema anno 1994 ins Metier des B-Actioners transferierte und Daniel Quinn („The Last Outlaw“) zum Polizisten mit übersinnlichen Fähigkeiten erhob.

Die schmatzenden Effekte von John Carl Buechler („Ghoulies“) sorgen gleich zum Auftakt für handgemachte Schauwerte. Auslöser ist ein Scanner, obendrein Vater des kleinen Sam, der seine Kräfte aufgrund erschöpfter Medikation nicht mehr im Zaum halten kann. Die Folge: schreckliche Visionen, die ihm drei Miniaturköpfe aus der Stirn sprießen lassen. Der Body Horror als Einbildung kann sich zum Einstand wahrlich sehen lassen. Trotzdem stirbt der überforderte Erzeuger nach polizeilicher Intervention durch eine Schrotladung.

Der ebenfalls telekinetisch begabte Sam gerät in die Obhut von Ordnungshüter Peter Harrigan (Richard Grove, „Extreme Justice“). Das sichert ihm nicht allein die nötige Fürsorge, sondern bewahrt ihn zudem vor dem Zugriff von Wissenschaftlern und Irrenärzten. 15 Jahre später ist Sam (nun gespielt von Quinn) selbst ein Cop. Pünktlich zu seiner Vereidigung häufen sich tödliche Übergriffe auf Polizisten durch unbescholtene Normalbürger. Ähnlich Larry Cohens „God Told Me To“ (1976) – eine weitere auffällige Referenz umfasst „Botschafter der Angst“ (1962) – geben die mysteriösen Gewaltakte Rätsel auf.

Die Urheberschaft liegt bei Richard Lynchs („Invasion U.S.A.“) wahnsinnigem Wissenschaftler Karl Glock. Der sorgt durch die Injektion eines Halluzinogens dafür, dass seine Patienten von ihren schlimmsten Traumata heimgesucht werden und in Polizeikräften eine tödliche Gefahr erkennen. Peter bittet Sam, seine Kräfte zu nutzen, um den Schuldigen zu fassen. Als er sich widerwillig darauf einlässt und die zur Unterdrückung seiner Fähigkeiten erforderlichen Pillen entgegen des Rates von Psychologin Joan Alden (Darlanne Fluegel, „Lock Up“) absetzt, droht ihm neben Glock auch der zunehmende Wahnsinn.  

Die Story von Pierre Davids Regiedebüt ist simpler Quatsch mit Soße und bedient sich des Klassiker-Themas allein, um auf dem hintersinnigen Rücken des Originals zünftige No-Brainer-B-Unterhaltung zu zelebrieren. Die funktioniert zwischen den Stühlen von Science-Fiction, (Action-)Thriller und Horror durchaus brauchbar. Hauptdarsteller Quinn agiert solide und der von Hilary Shepards („Power Rangers Turbo“) überzogener Tarot-Komplizin unterstützte Lynch gibt den Bösewicht gewohnt charismatisch. Den Bürosessel muss er dafür allerdings kaum verlassen.

Für zusätzliche Reizpunkte sorgt die Beteiligung von Mark Rolston („Aliens – Die Rückkehr“) und dem kurz vorbeischauenden Brion James („Blade Runner“). Dass Sam als personifizierte Totalüberwachung zur Entschlüsselung des Falls lediglich eine Bummelfahrt durchs Stadtgebiet benötigt und das Phantombild Glocks per Computer-Handauflegung bewerkstelligt, rechtfertigt kaum den dramaturgisch gedehnten Vorlauf. Die schnöde Vendetta des ob einer Titanplatte im Kopf vor Sams Kräften gefeiten Schurken mündet aber in einen gelungenen Schlussakt im Hospiz. Dank ansehnlicher Tricks, dosierter Gewalteinlagen sowie stattlichem Unterhaltungswert bleibt unterm Strich eine Video-Produktion der besseren Sorte.

Wertung: 5.5 out of 10 stars (5,5 / 10)

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