Es erscheint unmöglich, den Realismus von Kriegsfilmen zu bewerten, wenn man militärische Gefechtssituationen nie am eigenen Leib erfahren musste. Im Falle von „The Outpost“, der Rekonstruktion des 2006 erfolgten Kampfes um einen US-Stützpunkt in Afghanistan, hilft die Einschätzung ehemaliger Soldaten. Die äußerten sich etwa auf der Imdb ausgiebig über das von Millennium Films („The Expendables“) produzierte Werk. Nun ist die Tochter der Straight-to-Video-Schmiede Nu Image kaum auf differenzierte Stoffe geeicht. Vielmehr scheint die u. a. von Avi Lerner und Boaz Davidson geführte Firma die Tradition von Cannon Pictures fortzuführen: B-Streifen mit A-Budget.
Das von Rod Lurie („Die letzte Festung“) inszenierte Kriegs-Drama widerstrebt diesem Credo überraschend deutlich. Dazu passen auch die Ansichten der erwähnten Veteranen: Sie attestieren Luries Aufarbeitung einen hohen Grad an Authentizität, beispielsweise beim Umgang der durch namentliche Einblendung vorgestellten Soldaten untereinander und der Nachempfindung der Kampfszenarien. Hinzu kommt der Grundtenor. Er ist eng mit der Lage jenes Stützpunktes in der Region Nuristan verzahnt. Denn die ist nicht weniger als ein strategischer Alptraum. Der abgelegene Außenposten ist zu allen Seiten von Felsmassiv umgeben. Der regelmäßige Beschuss durch Taliban-Kämpfer aus dem Hinterhalt kann lediglich erwidert werden. Ohne Mörsergeschütze wäre die Lage der Besatzung aussichtslos.
Die stationierten Soldaten sollen Kontakt zu den in den Bergen lebenden Einheimischen knüpfen und infrastrukturelle Hilfe leisten. Erklärtes Ziel ist es, den Einfluss der Taliban zu brechen. Doch die US-Streitkräfte, die – frei nach Peter Struck – zur Sicherheit der westlichen Welt am Hindukusch ihr Leben riskieren, werden als Imperialisten betrachtet und mit den britischen und russischen Besatzern der Vergangenheit gleichgesetzt. Und so bleibt der Einsatz ein konstanter Drahtseilakt, bei dem die Gefahr eines Angriffs allgegenwärtig erscheint. Kein Wunder also, dass der Umgangston der 54 Militärangehörigen rau geartet ist. Die Erzählung konzentriert sich auf episodische Einblicke in den Alltag. Entsprechend bedächtig bleibt das Tempo.
Die Besetzung besteht, mit Ausnahme von Orlando Bloom („Black Hawk Down“), aus unverbrauchten Hollywood-Gesichtern. Darunter finden sich die Verwandten bekannter Entertainment-Größen: Clint Eastwoods Sohn Scott („Herz aus Stahl“) bekleidet als Offizier Clint Romesha die Hauptrolle. An seiner Seite agieren u. a. Mel Gibsons Spross Milo („Hacksaw Ridge“), Mick Jaggers Sohn James („Vinyl“) und Richard Attenboroughs Enkel Will („Dunkirk“). Neben rege wechselndem Führungspersonal beschäftigt sie die Sorge um den Zweck ihrer Mission. Die Ankündigung der Schließung des Camps bringt eine gewisse Erleichterung. Doch kurz vor der Räumung erfolgt der Angriff einer Taliban-Übermacht. Bewältigt wird der an Klassiker wie „Zulu“ (1964) erinnernde Todeskampf allein durch Zusammenhalt und Besonnenheit.
Dass dabei Pathos mitschwingt, versteht sich von selbst. „The Outpost“ ist kein politischer Film, sondern einer, der die Aufopferungsbereitschaft der Streitkräfte ehrt, ohne die anhaftenden Risiken und Konsequenzen auszusparen. Anders als etwa Michael Bays „13 Hours“ (2016) geht es bei den Kampfhandlungen nicht um Spektakelkino, sondern die durch massiven Handkameraeinsatz (ansatzweise) nachvollziehbare Extremsituation. In der wächst auch Außenseiter Ty Carter (Caleb Landry Jones, „Get Out“) über sich hinaus, ohne dass sein lebensgefährlicher Einsatz heroisch übersteigert würde. Der echte Carter war an der Produktion des Films beteiligt. Auch das darf als Indiz für die möglichst akkurate Darstellung der Ereignisse verstanden werden.
Wertung: (7 / 10)