Die Gentrifizierungsprozesse in urbanen Ballungsgebieten vergrößern die Kluft zwischen Arm und Reich. Bezahlbarer Wohnraum wird zunehmend rar und Menschen mit geringem (oder gar keinem) Einkommen, die den Bauplänen der Investoren im Wege stehen, werden an den Rand von Stadt und Gesellschaft gedrängt. Aber was, wenn selbst dort die Abrissbirne kreist? Der britische Thriller „Tower Block“ greift diese soziale Problematik peripher auf, zerstreut den Hauch von Gesellschaftskritik jedoch, wenn eine Gruppe widerspenstiger Mieter von einem Scharfschützen dezimiert wird.
Ein Londoner Plattenbau soll abgerissen werden. Bis auf wenige Mieter im Obergeschoss sind keine Bewohner übrig geblieben. Sie warten auf die polizeiliche Umsiedlung, nicht gewillt dem neuen Besitzer entgegen zu kommen. Eine von ihnen ist Becky (Sheridan Smith, „Love Soup“), die Monate zuvor miterleben musste, wie auf dem Flur ein Teenager zu Tode geprügelt wurde. Die Polizei schien machtlos, denn aus Angst schwiegen die potenziellen Zeugen. Eines Morgens, kurz vor der Zwangsräumung, fallen Schüsse. Ein Unbekannter nimmt die Verbliebenen ins Visier und zwingt sie zu einem perfiden Überlebenskampf.
Die Kommunikationskanäle im Gebäude sind abgeschnitten. Aussicht auf auswärtige Hilfe besteht keine. Diese Ausgangssituation nutzen die Regisseure James Nunn und Ronnie Thompson („Green Street Hooligans: Underground“) für grundlegende Beklemmung. Selbstschussanlagen und andere tödliche Fallen machen die Suche nach einem Ausweg zum unberechenbaren Unterfangen. Hinter jeder Ecke, hinter jeder Tür der Mietskaserne könnte der Tod lauern. Diese simple Prämisse und der nihilistische Grundton wecken Erinnerungen an Werke wie John Carpenters „Assault on Precinct 13“ (1976).
Schnell steht fest, dass der Schlüssel zum Motiv des Täters im ungesühnten Mord an besagtem Teenager liegt. Genau dort ist allerdings auch einer der größten Mängel zu finden, erweist sich die Enthüllung des Mörders doch als konstruiert und wenig schlüssig. Auch wirken manche Figuren – allen voran der Schutzgeld von den Mitmietern erpressende Kurtis (Jack O’Connell, „Eden Lake“) – in ihrer überzogenen Figurierung schlicht lachhaft. Damit stehen sich eine formelhafte Geschichte sowie eine recht spannende und von grimmiger Gewalt gesäumte Inszenierung gegenüber. Nur hat man das dies bewährte Thema nicht allein bei Carpenter insgesamt schon deutlich überzeugender präsentiert bekommen.
Wertung: (5 / 10)