Besonderes Augenmerk liegt für die Hardcore-Fraktion in diesem Jahr wohl auf „Is Survived By“, dem neuen und nunmehr dritten Album von TOUCHÉ AMORÉ. Allerdings werden nun nicht nur altgediente Hardcore-Jünger die Ohren spitzen, denn für die fünfköpfige Band tun sich neue Wege auf. Wege, die zuvor schon ihre Buddys von LA DISPUTE beschritten. Doch keine Bange, „Is Survived By“ ist keine kommerzielle Anbiederung, keine Rundumerneuerung des eigenen Sounds. Auch ihre neue Scheibe strotzt vor unbändiger Energie, Wut und dem täglichen Kampf mit sich und seinem Umfeld. Aber trotzdem klingen TOUCHÉ AMORÉ bisweilen etwas verträglicher. Dies drückt sich insbesondere in kleinen Melodiebögen aus, deren Wirkung allerdings um einiges größer ausfällt.
„Anyone/Anything“ heißt solch ein Song. Kraftvoll krakelt und schreit Sänger Jeremy Balm sich in gewohnter Manier die Seele aus dem Leib, während in einer Art Refrain plötzlich faszinierende Melodiebögen hervorscheinen und mehr und mehr in den Vordergrund treten. Zuvor darf der Sänger bei „Praise/Love“ mit marginaler Instrumentalisierung quasi eine Predigt halten. Gegensätze sind auch auf „Is Survived By“ zu finden. Davon zeugt „Non Fiction“. Langsam, fast schon gemächlich baut die Band bis zur Mitte Spannung auf, was sich dann mehr und mehr in einem Sturm entlädt. Großartige, mitreißende Momente sind auch hier keine Seltenheit, sondern ziehen sich durch die knappe halbe Stunde des Albums.
Man kann nun über ihren Stellenwert und ihre Bedeutung für das Genre spekulieren und diskutieren, doch in erster Linie ist der Band wieder einmal ein absolut überzeugendes und vor allem mitreißendes wie hochspannendes Album geglückt. Ohne großes Brimborium schaffen TOUCHÉ AMORÉ Soundwände und Stimmungen, die einfach nicht viele Bands so hinbekommen. Den teils brachialen Charakter vergangener Tage mögen sie manchmal etwas abgestreift haben, aber für so ein Album darf man sich getrost für einen kurzen Moment demütig verbeugen. Ganz groß meine Herren!
Wertung: (8,5 / 10)