„I was to help lead the tribes against the Japanese. But I didn’t lead them, really. No, that was someone else. I knew him. He was the last king of Borneo.“ – Fairbourne
It’s a jungle out there: In John Milius („Conan – Der Barbar“) wuchtigem Kriegs-Abenteuer „Farewell to the King“ (deutsche Titelzusätze: „Sie nannten ihn Leroy“ oder „Der Dschungelkönig von Borneo“) gibt Nick Nolte („Under Fire“) den personifizierten Brückenschlag zwischen westlichem Kolonialstreben und indigener Bescheidenheit. Dafür muss sein desertierter Soldat 1942, während des Pazifikkriegs, auf Borneo stranden. Rund drei Jahre später ist er als Häuptling gezwungen, erneut in den Kampf zu ziehen.
Den Auslöser liefert der britische Fallschirmjäger und Botaniker Captain Fairbourne (Nigel Havers, „Das Reich der Sonne“), der die Eingeborenenstämme der malaiischen Insel für den Widerstand gegen die zunehmend unterlegenen Japaner gewinnen soll. Mit Funker Tenga (Frank McRae, „Last Action Hero“) landet der idealistische Fairbourne im Urwald – und wird bald von jenem Stamm aufgegriffen, dem der mit Löwenmähne und tätowierter Brust unverzüglich Ehrfurcht einflößende Leroy (im Original eigentlich Learoyd) vorsteht. In diesen Grundzügen mit dem „Herrscher am Ende des Flusses“ finden sich zarte Parallelen zum von Milius co-verfassten Klassiker „Apocalypse Now“ (1979). Mit dem gravierenden Unterschied, dass sich zwischen den unterschiedlichen Männern hier ein Vertrauensverhältnis entwickelt, das bald über die bloße kriegerische Paktierung hinausragt.
Von Beginn an setzt Milius auf einen epischen Anstrich. Das unterstreichen neben der Rahmenerzählung durch Fairbourne die Ausführungen Leroys, die von seiner schicksalhaften Ankunft im Dschungel und mehr noch dem Kampf um seinen Platz im Stammesgefüge künden. Zunächst will er sein Volk (gedreht wurde mit einheimischen Statisten unmittelbar auf Borneo) nicht in die Kampfhandlungen verstricken. Doch der Krieg spart die Menschen jenseits der Zivilisation nicht aus. Daraus ergeben sich einschneidende Konsequenzen. Und schmerzliche Verluste. Milius‘ betont pathetische Erzählung wird damit zumindest streckenweise geerdet.
„The world’s so full of crap, sooner or later, you’re gonna step in it. You call that history?“ – Leroy
Für seine Unterstützung verlangt Leroy ein Freiheitszugeständnis. Und Waffen. In der Folge schulen eine Handvoll Soldaten (u. a. Marius Weyers, „Deep Star Six“) die Eingeborenen im Umgang mit Gewehren und Mörsern. Mehr noch bemüht sich Fairbourne auf Leroys Wunsch um einen Vertrag, der den Stämmen freien Zugang zum Meer garantiert, um das als Sinnbild fürs Leben bemühte Salz zu schöpfen. Nach der Unterschrift des berühmten General MacArthur (John Bennett Perry, „Schlacht um Midway“) sehen die militärischen Vorgesetzten im König jedoch nur ein Mittel zum Zweck – und mehr noch den Soldaten, der sich der Pflichten für sein Heimatland eigenmächtig entzogen hat; sehr zu Fairbournes Unwill.
Action setzt Milius, gerade in Hälfte eins, nur dosiert ein. Mit dem Eingriff der Stämme in den Krieg nimmt aber auch die Zahl der meist kurz gehaltenen Scharmützel zu. Im Vordergrund der Geschichte steht aber die wachsende Freundschaft von Leroy und Fairbourne. Als Führungsfigur des Feindes dient der japanische Kommandeur Mitamura (Aki Aleong, „Missing in Action III“), der zu Pferd ein Samurai-Schwert schwingt und die Furcht der Gegner durch Gräueltaten seiner Männer anheizt. Allerdings inszeniert ihn Milius nicht als Schlächter, sondern nachhaltig als bescheidenen Menschen, der den Dienst fürs Kaiserreich über alles stellt.
Die nicht immer ausgewogene Erzählung, die sowohl archaische als auch emotionale Züge trägt, wird mit einem Hauch naturalistischer Poesie versehen. Deren Stütze ist die prächtige Naturkulisse, die vom späteren Oscar-Preisträger Dean Semler („Der mit dem Wolf tanzt“) sehenswert eingefangen wurde. Zur Stimmungslage trägt auch der Score von Basil Poledouris („Conan, der Barbar“) bei, so dass Milius‘ auf dem Roman von Pierre Schoendoerfer basierendem Werk ein durchaus üppiger Erlebnisspielraum attestiert werden darf. Der Autor und Regisseur sah das mit Blick auf die Kinofassung allerdings anders und sich durch Eingriffe der Produzenten einmal mehr seiner Vision beraubt. Allerdings muss das einmal mehr nicht zwangsläufig auch der Schaden des Publikums sein.
Wertung: (7 / 10)