Thanksgiving (USA 2023)

„This year, there will be no leftovers!“ – John Carver

Mit „Death Proof“ und „Planet Terror“ würdigten Quentin Tarantino und Robert Rodriguez 2007 das Exploitation-Kino der 1970er. Während beide Streifen auch einzeln veröffentlicht wurden, gab es sie in leicht eingekürzter Form auch als Double-Feature zu erleben – nur echt mit zwischengeschalteter Trailer-Show. Unter den fünf Vorstellungen nicht realer Filmstoffe findet sich das Feiertags-Gemetzel „Thanksgiving“ von „Hostel“-Regisseur Eli Roth. 16 Jahre nach der gerafften Grindhouse-Hommage ließ Roth dem Fake-Einblick einen echten Langfilm folgen. Es ist nach „Machete“ (2010) und „Hobo With a Shotgun“ (2011) bereits das dritte auf besagter Trailer-Intermission basierende Werk.

In dem treibt ein maskierter Killer in Plymouth, Massachusetts, sein Unwesen und lehnt seine Erscheinung an Pilgervater John Carver an. Das Motiv des Mörders wird in der ein Jahr zuvor angesiedelten Herleitung umrissen, in der im Warenhaus von Thomas Wright (Rick Hoffman, „Suits“) an Thanksgiving satte Rabatte – und Gratis-Waffeleisen – winken. Die vor dem Markt auf geöffnete Türen wartende Menge ergeht sich in Ungeduld und offene Anfeindung. Als sich Thomas‘ Teenager-Tochter Jessica (Nell Verlaque, „Big Shot“) mit Freunden vorab Einlass verschafft, eskaliert die aufgeheizte Situation. In der Konsequenz gibt es Tote – darunter Gina Gershon („Showgirls“) –, deren blutiges Ableben die Absurdität der Gewaltszenen offenbaren.

Neben der Überspitzung der Gore-Sequenzen tendiert der Anfang gen Konsumkritik. Mit dem beginnenden Walten des Killers, der das Auskommen seiner Taten via Internet verbreitet, wird mehr noch eine Breitseite gegen den damit verknüpften Voyeurismus eröffnet. Dass der Slasher in der offensiven Zurschaustellung von Gewalttaten im Grunde ähnliche Gelüste bedient, sollte indes nicht als Subtext auf Meta-Ebene gedeutet werden. Denn Roths Primärziel bleibt ironisch gefärbter Aderlass. Und der hat es, das dürfen u. a. eine Körperzerteilung mittels herabfallender Müllcontainerklappe oder die Zweckentfremdung einer Kreissäge belegen, durchaus in sich.

Wer den Fake-Trailer kennt, darf sich zudem an der Enthauptung eines Mannes im Truthahnkostüm während der Thanksgiving-Parade, einem Trampolin-Spagatsprung auf eine Messerklinge oder der Zubereitung eines Menschen im Ofen nach traditionellem Muster ergötzen. Letzteres inklusive des obligatorischen Anschneidens! Seine Rache-Tour unterbricht Carver zwischendurch lediglich, um die Katze eines Opfers zu füttern. Auch Serienkiller sind schließlich keine Unmenschen. Während Sheriff Newlon („Grey’s Anatomy“-Darling Patrick Dempsey) mit Jessicas Hilfe weitere potenzielle Ziele identifiziert, fokussiert der mordende Unbekannte mehr und mehr auf ihre Clique – darunter Jalen Thomas Brooks („Walker“) als dringend tatverdächtiger Sportinvalide Bobby.

Neu ist das handwerklich souverän aufgetischte Hauen und Stechen selbstredend nicht. Denn dafür ist der Slasher vom artig zitierten Prototypen „Halloween“ (1978) bis zur humorig reflexiven Renaissance „Scream“ (1996) in allen Belangen ausgeschöpft. Nur ist Regisseur, Co-Autor und Produzent Roth nicht allein ein versierter Filmemacher, sondern auch ein eingefleischter Horror-Fan. Das hilft naturgemäß, um der Zielgruppe zu bieten, was diese sehen möchte. Und da auch die konstruierte Auflösung durchaus clever gereicht wird, bereitet „Thanksgiving“ mit seiner überzeugenden Besetzung und den splattrigen Tötungsdelikten genau den Spaß, den es zu erwarten gilt. Eine Fortsetzung ist längst beschlossene Sache, so dass an blutverschmierten Feiertagen auch künftig kein Mangel bestehen sollte. Es bleiben eben doch immer Reste übrig.  

Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

Als Alternative zum obenstehenden Text gibt es auch das von HandleMeDown präsentierte Video-Review:

scroll to top