Goodbye, Old Me – Crucial State (2023, DIY)

Es gibt Momente, in denen all der aufgestaute Frust, die Wut, die Enttäuschung, einfach herausgebrüllt werden müssen. Ein Ventil für solche Gefühlsregungen ist GOODBYE, OLD ME. Die Musik der Münsteraner pocht dabei mit sympathischer Vehemenz aufs DIY-Credo, so dass der Mut zur soundtechnischen Unfertigkeit mehr Tugend als Not ist. Das soll jedoch mitnichten bedeuten, das „Crucial State“ betitelte Drittwerk wüsste klanglich nicht zu überzeugen.

Der Reiz liegt allerdings eher in der Ausgestaltung des einleitenden Ventil-Sinnbilds, das bei GOODBYE, OLD ME auf dem zwanglosen Nebeneinander von Post-Hardcore, Punk und Alternativ-Rock fußt. Dabei erschließt der prägnante Bass groovige Gefilde, während melodische Passagen auch mal mit Saxophon oder Klavier unterstrichen werden. Die Wirkweise prägt aber vorrangig der Gesang – oder besser: das in seinen intensivsten Momenten zarte Bande zu SNAPCASE-Shouter Daryl Taberski knüpfende Geschrei.

Die gern kritischen Texte, die sich in „Call to Action“ etwa gegen „Fascist pigs“ wenden, werden bevorzugt barsch herausgeplärrt. Oder, wie „REvolt/Change“ offenbart, einfach gesprochen. Im Gesamtbild besetzt der Vierer damit eine Nische, die bei aller Abwechslung nicht auf Wohlklang oder mehr noch pure Unterhaltung ausgelegt ist. Vielmehr geht es darum, Emotionen den Ausbruch zu ermöglichen. Das funktioniert mit „Crucial State“ auf Konserve problemlos – und das für Urheber wie Hörerschaft gleichermaßen.

Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

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