Hollywood-Romanzen verlaufen nach einem stets wiederkehrenden Schema, das Paarfindung über konstruierte Widrigkeiten hinweg vorsieht. Im Independent-Segment sieht der Sachverhalt anders aus. Dort werden komödiantische Liebesreigen gern respektlos zerredet und münden auch nicht zwingend in ein Happy End (siehe Kevin Smiths „Chasing Amy“). Gegen jede Regel konventioneller Unterhaltung sträubt sich auch der komplett improvisierte „Drinking Buddies“, bei dem Joe Swanberg („LOL“) die Drehbuchskizze schrieb, Regie führte und gleich auch den Schnitt besorgte. Sein Film ist eigen und bedient – zumindest im übertragenden Sinne – die alte „Seinfeld“-Formel: It’s about nothing.
Das bezieht sich weniger auf den Witz, als vielmehr die Handlung an sich. Die dreht sich um Kate (Olivia Wilde, „Dr. House“) und Luke (Jake Johnson, „New Girl“), die in einer Chicagoer Brauerei arbeiten. Sie scheinen füreinander geschaffen, befinden sich jedoch beide in einer Beziehung. Kate ist mit Musikproduzent Chris (Ron Livingston, „The Conjuring“) liiert, während Luke mit Kunst-Dozentin Jill (Anna Kendrick, „Up in the Air“) Hochzeitspläne schmiedet. Oder vielmehr über den richtigen Zeitpunkt diskutiert, diese in Angriff zu nehmen.
Achse des Films ist das Verhältnis zwischen Kate und Luke, die nach der Arbeit mit Kollegen in einer Kneipe rumhängen oder mit ihren Partnern zu einem gemeinsamen Wochenende in Chris‘ idyllischer Hütte am Lake Michigan aufbrechen. Dass Chris dort verstärktes Interesse an der kultivierten Jill zeigt und diese sogar küsst, führt bald zur Trennung von Kate. Doch immer wenn der Zuschauer zu wissen glaubt, wie es weitergeht, passiert… nichts. Das allerdings ist nicht weiter störend, da die von den sehenswerten Darstellern ungemein natürlich gespielten Figuren das Gefühl vermitteln, bei echten Menschen Mäuschen spielen zu dürfen.
Dabei macht „Drinking Buddies“ seinem Titel alle Ehre, weil Swanberg kaum eine Szene präsentiert, in der kein Bier im Bild oder den Händen der Charaktere zu sehen ist. Der leise Dialogwitz gibt sich mehr herzlich als zotig und obwohl die flüchtige Geschichte kaum von der Stelle kommt, bleibt eine gewisse Grundspannung allein darüber bestehen, ob Kates und Lukes Verhältnis das platonische Moment überwinden kann. Wer es nach Tinseltowns gängig-gefälliger Bauart braucht, macht um diesen Film besser einen weiten Bogen. Denn durchschaubar ist dieser konsequent gegen den RomCom-Strich gestriegelte Liebeshauch nicht. Darauf erst mal ein frisch Gezapftes!
Wertung: (7 / 10)