Terrifier (USA 2016)

„The clown with the white face and the little black hat. He thinks what he is doing is funny, because he’s laughing. But I know it’s not funny, because they’re all dead.” – Cat Lady

Es gibt nur noch wenige Horrorfilme, die über das Potential verfügen, ihr Publikum bei den Eingeweiden zu packen. Als ein bevorzugtes Mittel hat der zeitgenössische Genreauswurf explizite Gewalt etabliert. Das gilt auch für „Terrifier“, Spin-Off des Episoden-Schockers „All Hallow‘s Eve“ (2013), in dem der zuvor über Kurzfilme eingeführte Clown Art zum erzählerischen Bindeglied avancierte. Sein erster Soloauftritt in Spielfilmumfang verlässt sich allerdings nicht allein auf die ausufernden Gräuel, sondern punktet auch durch surreale Nuancen – und natürlich Art selbst, der fraglos das Zeug zur Slasher-Ikone aufweist.

Seine Präsenz – und damit verbunden die Performance David Howard Thorntons – kommt ohne einen einzigen Laut aus. Aus diesem quasi-pantomimischen Ansatz resultieren Anflüge sardonischen Humors, die vom erleichternden Zynismus eines Chucky oder Freddy weit entfernt rangieren. Art ist die Lebensader des mit Hilfe einer Crowdfunding-Kampagne finanzierten Streifens. Mit Blick auf die Simplizität des Low-Budget-Blutbads ist das ein Vorteil. Nur bleibt der Killer-Clown das einzige Pfund auf der Habenseite. Einen Handlungsrahmen, der dem Film mehr bescheren würde als verstörend brutale Ankerpunkte, gibt es nicht.  

Der Auftakt verweist auf das Wirken Arts, wenn eine bis zur Unkenntlichkeit entstellte Frau in einer TV-Show über ihr Schicksal spricht – und anschließend selbst eine Bluttat verübt. Das Spiel mit zeitlichen Ebenen – der Clown sieht das Interview im Fernsehen, ehe er den bekannten Müllsack voller Marterwerkzeug über den Rücken wirft –, das in der Finalszene eine „Twilight Zone“-Anmutung erhält, entpuppt sich nicht allein vor dem Hintergrund der Fortsetzung „Terrifier 2“ (2022) als Taschenspielertrick, um die inhaltliche Substanzlosigkeit zu kaschieren. Denn zwischen den Auftritten des gesichtslosen Opfers gibt es nur Art als Zeremonienmeister grausamen Sterbens. Und Schauspiels.

Neben dem groß aufspielenden Thornton klafft ein darstellerisches Vakuum, das bereits bei den Aktricen Jenna Kanell („The Bye Bye Man“) und Catherine Corcoran („Long Lost“) deutlich wird, deren Freundinnen Tara und Dawn nach einer durchzechten Halloween-Nacht von Art in ein verlassenes Gebäude gejagt werden. Die Herleitung im Diner nutzt Regisseur und Autor Damien Leone („Frankenstein vs. the Mummy“), um den Clown mit einer Aura des Unbequemen zu versehen. Wie wenig Spaß Art letztlich versteht, zeigt sich im Umgang mit den Imbissangestellten. Die werden, wie auch die übrigen Ergänzungsopfer (darunter „Cat Lady“ Pooya Mohseni, „Brutal Colors“), lose in die Szenerie geworfen, dienen aber einzig als Futter, um die blutgierige Maschinerie am Laufen zu halten.

So bleiben als Herzstück die ultrabrutalen, durchweg handgemachten Effekte. Art tötet seine Opfer nicht einfach, er zerstört sie. Prägnantestes Beispiel bildet die notorische Szene, in der er eine an den Füßen aufgehängte Frau mit einer Handsäge in der Mitte zerteilt. Was zunächst Tara und Dawn sowie in der stumpf wiederholten zweiten Hälfte Taras Schwester Vicky (Samantha Scaffidi, „Demon Hole“) erwartet, ist ein Überlebenskampf ohne Regeln, bei dem Art immer noch ein As (oder eine Pistole) aus dem Ärmel schüttelt. Frei von Klischees – gerade beim Versteckspiel mit dem Killer und den darin eingebetteten Schockmomenten – bleibt „Terrifier“ nicht.  Was den Ruf des dreckigen Indie-Gorefests rechtfertigt, ist neben der brachialen Gewalt Anti-Spaßmacher Art. Denn der packt nicht nur seine Opfer bei den Eingeweiden.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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