Nightmare Beach (I 1988)

„Welcome to spring break, the annual migration of the idiot.“ – Willet

Es gibt Filme, die schlagen vor lauter Einfalt Funken. Die Grenze zwischen Gurke und Guilty Pleasure wird vom Amüsement-Faktor gezogen. Je üppiger er erscheint, desto stärker wird die Idiotie als Teil des Grundkonzepts toleriert. Ein immergrünes Beispiel markiert „Nightmare Beach“, jener grundbestusste Quasi-Slasher, der auch durch die klangvollen Namen vor wie hinter der Kamera Aufmerksamkeit verdient; selbst wenn fraglich erscheint, ob sich die beteiligten Fachkräfte mit ihrer Mitwirkung wirklich einen Gefallen getan haben.

Am wenigsten trifft das auf Umberto Lenzi („Die Rache der Kannibalen“) zu, der ursprünglich Regie führen sollte, den Posten nach Querelen mit den Produzenten aber kurz nach Drehstart aufgegeben haben soll. Ersatzkraft James Justice (schrieb u. a. das Drehbuch zu „Primal Rage“) übernahm die Direktion (zum ersten und einzigen Mal) und steuerte als Harry Kirkpatrick auch das Skript bei, während Lenzi als technischer Berater fungierte. Trotz italienischer Fachkräfte – den poppigen Soundtrack komponierte Goblin-Gründer Claudio Simonetti („Suspiria“), die Kamera bediente Antonio Climati („Africa Addio“) – wurde in den USA gedreht. Wo zum Spring Break geladen wird, sollte selbiger auch erkennbar sein!

Vor den Frühlingsferien steht zum Auftakt jedoch eine in puncto Klischeeüberfrachtung schwer zu überbietende Hinrichtung, bei der Mörder Edward Diablo Santor (Tony Bolano, „Invasion U.S.A.“) auf dem elektrischen Stuhl geröstet wird. Natürlich nicht, ohne zuvor grausame Rache zu schwören. Beisitzer der Exekution sind u. a. der örtliche Polizeichef Strycher (John Saxon, „Nightmare on Elm Street“), Gerichtsmediziner Willet (Michael Parks, „Hitman“), Priester Bates (gab im „A-Team“ den Colonel Decker: Lance LeGault) und die junge Kellnerin Gail (Sarah Buxton, „Primal Rage“), deren Schwester Opfer des Killers wurde.

„Beaver scouting patrol leaves in five minutes.“ – Ronny

Während sich in der Folge alkoholgetränkte Pennäler am Strand und in Bars tummeln, verschwindet Diablos Leiche vom lokalen Friedhof. In Verdacht geraten die umtriebig asozialen Biker-Buddies des Toten. Dazu passt, dass sich plötzlich ein behelmter Motorradfahrer mit schwerem Gefährt auf Terrortour begibt – und zum Einstand eine Anhalterin auf seinem elektrisch verdrahteten Feuerstuhl grillt. Um die Party-Stimmung nicht zu vermiesen, wird Willet wider besseren Wissens zum Schweigen verdammt. Doch das Morden geht unvermittelt weiter.

Für einen Slasher weist „Nightmare Beach“ eher überschaubares Geschlitze auf. Mehr noch werden in Ermangelung prägnanter Figuren am Rande des Geschehens eine Hobby-Prostituierte, ein Freizeit-Spanner und ein Gelegenheitsdieb eingeführt… und ausgemerzt. Um den Plot voranzutreiben, dient neben Gail DER Skip Banacek (als Cutter u. a. an „Gunpowder Milkshake“ beteiligt: Nicolas De Toth), ein wegen sportlicher Patzer in öffentliche Ungnade gefallener Footballer. Anders als Aufreißer-Kumpel Ronny (Rawley Valverde, „Made in America“) ist Skip ist nicht nach Feiern zumute. Als der Freund bei einem nächtlichen Streifzug ebenfalls verschwindet, machen sich Skip und Gail daran, ihn – und den Killer – zu finden.

Zum diffusen Gesamtbild tragen dehnende Füllszenen bei, die den eigentlichen Plot auf der Stelle trippeln lassen. An der Kurzweil sägt aber auch das nicht; gerade ob manch denkwürdig absurder Szene, allen voran Skips Leichenfund auf einem Minengelände, der offenlegt, wie weit die Obrigkeit geht, um die Spring-Break-Sause nicht abzuwürgen. Hätten die Toten nicht einfach adäquat bis nach den Ferien in der Kühlung verwahrt werden können? Und dann wird Skip von Strycher auch noch mit vorgehaltener Waffe fortgejagt! Somit kann (und muss) „Nightmare Beach“ vom Roten-Hering-Auftakt bis zur semi-überraschenden Demaskierung des Mörders nahezu alles angekreidet werden. Nur eines nicht: ein Mangel an Unterhaltungswert.

Wertung: 5.5 out of 10 stars (5,5 / 10)

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