Leben und Sterben in L.A. (USA 1985)

lebenundsterbeninlaHollywoods düstere Cop-Thriller hatten ihren Zenit lange überschritten, als „French Connection“-Regisseur William Friedkin noch einmal aus dem Vollen schöpfte. „Leben und Sterben in L.A.“, die auch von ihm geschriebene Verfilmung des Romans von Gerald Petievich („Boiling Point“), ist ein politisch völlig unkorrekter, dreckig brutaler Abgesang auf die alten Werte des Polizeistandes. So actionreich wie unerbittlich zeichnet Friedkin das Bild einer amoralischen Halbwelt, die vor dem Hintergrund der unruhigen Metropole Los Angeles zum zynischen Zeitgeistkommentar wird.

Dafür steht auch der typische „Miami Vice“-Look mit seinen übersättigten Farben und dem hippen Pop-Soundtrack. Hinter dieser stilisierten Fassade klafft der Abgrund, wenn zwei Secret-Service-Agenten gegen den skrupellosen Geldfälscher Masters zu Felde ziehen. Der, gespielt vom beeindruckend eisigen Willem Dafoe („Platoon“), hat zuvor den unmittelbar vor der Pensionierung stehenden Partner von Richard Chance (William Petersen, „CSI: Crime Scene Investigation“) ermordet. Das schreit nach Rache, bei der der ihm zugeteilte Kollege Vukovich (John Pankow, „Talk Radio“) behilflich sein soll.

Die Gegensätzlichkeit der beiden Ermittler, der heißblütige, gern die Grenzen des Erlaubten überschreitende Chance und der besonnene wie gesetzestreue Vukovich, verläuft auf einem solch schmalen Grade, dass die Geschichte nie über die möglichen Klischees des Stoffes stolpert. Eine Desillusionierung liegt über Chance, die ihn mit bürokratischen Hürden hadern und dem Idealismus seines Standes brechen lässt. Der neue Partner wird es ihm nach und nach gleichtun, bis es auch für ihn kein zurück aus der Grauzone zwischen Gesetz und Verbrechen gibt. Aber der Zweck heiligt die Mittel.

Mit legalen Methoden ist Masters nicht beizukommen. Selbst Falschgeldkurier Cody (John Turturro, „Barton Fink“), der den beiden am Flughafen ins Netz geht, bietet keine Aussicht auf zunehmende Beweislast. Also kommen sie mit dem Verbrecher ins Geschäft und wollen ihn während eines fingierten Handels hochnehmen. Dafür braucht es eine horrende Anzahlung, für deren Beschaffung sie einen vermeintlichen Geldboten überfallen. Doch plötzlich fallen Schüsse, der Bote stirbt und es entspinnt sich eine spektakuläre Verfolgungsjagd durchs schwüle Großstadtpanorama.

Altmeister Friedkin ist ganz in seinem Element. Anspruch und Unterhaltung liegen dicht beieinander, wenn vielschichtige Figuren – in Nebenrollen agieren Dean Stockwell („Blue Velvet“), Darlanne Fluegel („Lock Up“) und Steve James („McBain“) – auf Adrenalin pumpende Action treffen, bei der Kopfschüsse gern in Großaufnahme serviert werden. Auf der Zielgeraden aber verlässt der Filmemacher ruckartig den absehbaren Kurs und steuert ein Finale an, das den Konventionen des Genres deutlich widerstrebt. Am Ende hat auch Vukovich seine Unschuld verloren. Warum also soll er nicht in die fragwürdigen Fußstapfen seines kurzzeitigen Mentors schlüpfen? Kein lupenreines Meisterwerk, aber ein grimmiger Krimi-Klassiker.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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