Mit der Verfilmung des James Ellroy-Klassikers „L.A. Confidential“ schuf Curtis Hanson („Die Wonder Boys“) den vielleicht besten Cop-Thriller der Neunziger. Das vielschichtige und mit zwei Oscars prämierte Meisterwerk vereint plastische Figuren mit einer im Subtext sozialkritischen Story und packender Action. Beste Voraussetzungen also für einhelliges Kritikerlob, Kassenerfolg und die Annalen der Kinohistorie. Zugegeben, Geschichte schrieb der klassische, mit Elementen des Film Noir gewürzte Krimi nicht zwingend, wenn die brillante Regie und die denkwürdige Darstellerriege auch einen beachtlichen Erinnerungswert generieren.
Die Handlung ist komplex, wenn drei grundverschiedene Polizisten mehr zufällig in ein Wespennest aus Mord und Korruption stoßen. Da ist der ehrgeizige und buchstäblich rechtschaffende Ed Exley (Guy Pearce, „Memento“), der sich mit seiner pedantischen und in Sachen Gesetzmäßigkeit bisweilen gar unkollegialen Art wenig Freunde in den eigenen Reihen macht. Zwangsweise aneinander gerät er so mit Bud White (Russell Crowe, „Gladiator“), einem cholerischen Stiernacken, bei dem der Zweck stets die Mittel heiligt. Der letzte im Bunde ist Jack Vincennes (Kevin Spacey, „American Beauty“), ein für Medieninformationen gern die Hand aufhaltender Schnösel mit Hang zur Selbstinszenierung.
Mal getrennt, mal vereint trägt jeder von ihnen einen Teil zur Lösung des undurchsichtigen Falles bei. Dessen Tragweite erschließt sich nur zögerlich, schließlich beginnt alles mit einem Massaker unter Schwarzen in einer Kaffeebar zur Weihnachtszeit. Das Los Angeles der 50er Jahre wird unter Autor Brian Helgeland („Mystic River“) zum Moloch aus Intrigen, Prostitution, Rassismus und Gangsterallüren. Kein Detail scheint unwichtig, jede Figur ein winziger Schlüssel zum Kern der Wahrheit. Aufmerksamkeit ist Trumpf, wenn die verschiedenen Handlungsteile erst nach und nach ein vollständiges Bild ergeben.
Bewundernswert ist die Konstanz, mit der Hanson alle Zügel in den Händen behält, die an jeder Ecke mit überraschenden Twists und Kehrtwendungen aufwartende Geschichte vorantreibt und dennoch Zeit für präzise Charakterzeichnungen findet. Das schließt selbst die Nebenfiguren ein, James Cromwells („The Green Mile“) undurchsichtigen Polizeichef, die von der Oscar-geehrten Kim Basinger („The Getaway“) gespielte Edelhure, Danny DeVitos („Schnappt Shorty“) Klatschreporter. Dreck haben sie alle am Stecken, die Bösen sowieso, aber auch die Guten. Unschuldig ist niemand, keiner um die Ausnutzung des eigenen Vorteils verlegen.
Dreckig und brutal, dabei perfekt und mit einer doppelbödigen Eleganz inszeniert, dass man selbst von der heimischen Couch aufspringen und Beifall klatschen möchte. Kurzum, „L.A. Confidential“ ist einer jener raren Filme, die einfach keine Wünsche offen lassen. Wenn kurz vor Schluss der Drahtzieher entlarvt wird und einer der drei Cops dafür sein Leben lässt, wenn die verbleibenden zwei in einem maroden Motelkomplex mit schwerem Kaliber einer Übermacht trotzen, dann löst sich der über zwei Stunden mit Sorgfalt angefertigte Knoten nach allen Regeln des modernen wie klassischen Kinos. In seinem schier zeitlosen Wirken ein Film, den man in den Neunzehnneunzigern so einfach nicht mehr erwarten durfte. Ein rundum perfektes Filmerlebnis.
Wertung: (10 / 10)