Ach, das Leben kann so schön sein. Und wann, wenn nicht an Weihnachten, wo sich doch alle ganz doll lieb haben (müssen), gefuttert werden darf/muss, bis einem der Rotkohl aus den Ohren wächst und man von allen Seiten mit Geschenken bombardiert wird? Nichts könnte diese Idylle trüben. Na ja, außer vielleicht ein irrer Killer, der jedem, der in einem Weihnachtsmannkostüm steckt, die Lichterkerzen ausbläst. Ob Santa auf dem Maronengrill, mit Wumme im Mund oder klassisch mit dem Messer auf dem Klo kastriert, der Killer ist stets um Kreativität bemüht.
Scotland Yard-Inspektor Ian Harris (Edmund Purdom) und seine rechte Hand Sergeant Powell (Mark Jones) werden mit dem brisanten Fall betraut – auch wenn sie dabei nur im Büro rumsitzen und rumjammern. Doch dann wird Kates (Belinda Mayne) wohlhabender Paps (Laurence Herrington) vor versammelter Meute auf einer Weihnachtsparty aufgespießt und schon haben die bewegungsfaulen Ordnungshütter einen Topverdächtigten (eigentlich ihr einziger): Kates Verlobten Chris (Gerry Sundquist). Das Motiv liegt natürlich auf der Hand, da seine Zukünftige die alleinige Erbin von Vaters immensem Vermögen ist. Als Chris bei einem weiteren Übergriff des maskierten Nikolausvernichters ebenfalls zugegen ist, scheint sich Inspektor Harris sicher.
Assistent Powell hingegen wird von dem Reporter Giles (Alan Lake) kontaktiert, der von diesem den merkwürdigen Tipp bekommt, wegen der Morde doch mal seinen Chef im Auge zu behalten. Die geschundene Kate hat den Tipp zwar nicht erhalten, doch auch ihr kommt selbiges in den Sinn. Bei ihren Ermittlungen findet sie heraus, dass Harris amtlich gar nicht zu existieren scheint! Darüber hinaus sucht er immer wieder eine Nervenheilanstalt auf, doch den Grund dazu kann die Hobbydetektivin leider nicht herausbekommen. Währenddessen bleibt der Mörder aber auch nicht untätig, killt sich ein paar weitere Nikoläuse und entführt die Zeugin des letzten Mordes.
In England verboten, in Deutschland beschlagnahmt. Orientiert man sich an Moralinstanzen von gestern, so muss „Fröhliche Weihnacht“ das pure auf Filmband festgehaltene Böse sein. Tatsächlich ist „Dont Open Till Christmas“ (so der Originaltitel – und ja, ohne Apostroph!) eine einzige Absurdität. Je weiter die Laufzeit voranschreitet, desto deutlicher wird die Inhomogenität des Ganzen. Das hängt zwar auch damit zusammen, dass ein Regisseur (jener ´Inspektor Harris´ Edmund Purdom) mit dem Dreh begann und nach zweijähriger Drehpause, so will es die Legende, von drei anderen Filmemachern beerbt wurde.
Nur schwer kann man sich des Eindrucks erwehren, dass die Macher nichts anderes als eine Endlosfolge brutaler Morde im Sinn hatten. Etliche Weihnachtsmänner dürfen über die Klinge springen, nicht unbedingt blutig aber dennoch ruppig. Zwischendurch werden allerdings absolut langweilige, gänzlich spannungslose und mies gespielte Szenen eingebaut, in denen irgendjemand erzählt, was er hier und da gemacht oder herausgefunden hat. Kates Nachforschungen über Harris werden in zwei Sätzen abgehandelt und dass Harris wegen Erfolglosigkeit suspendiert wurde gerade mal in einem. Gezeigt wird davon aber nichts.
Richtig doof wird es aber im Finale, das aus Gründen einschlägiger Warnungen hier nicht vorenthalten bleiben soll: Denn natürlich ist nicht Harris der Killer, sondern sein Bruder, der sich als Giles entpuppt. Dieser hockt schon seit Jahren in der Klapse, spaziert aber dennoch frei herum und mordet verkleidete Männer. Gleich zu Beginn bekommt Harris ein Päckchen, das er nicht vor Weihnachten öffnen darf. Und zum Schluss, als die blonde Zeugin eine lustig aussehende Puppenimitation Giles‘ aus etwa acht Stockwerken auf den Asphalt krachen lässt (was er natürlich überlebt, zumindest so lange, bis er die Blondine erwürgen konnte!), wacht der gute Inspektor auf.
An dieser Stelle möchte man allen Regisseuren, die bei diesem kruden Machwerk auch nur einmal „Cut!“ schreien durften, eigenhändig an die Kehle fahren. Aber das dicke Ende kommt ja erst noch: Denn als der gestresste Polizist aus seinem Alptraum erwacht ist, liegt trotzdem noch das Päckchen („From your loving brother.“) auf der Kommode – und reißt ihn mit einer Explosion unvermittelt in den Tod! Im Gesamtkontext sind diese letzten Minuten blödsinniger als alle divergierenden Unstimmigkeiten in sechs Staffeln „Lost“. Sofern man einer ganz und gar verhassten Person nicht mit diesem Film unfröhliche Weihnachten wünschen will, sollte man „Fröhliche Weihnachten“ besser aus dem Gedächtnis tilgen!
Wertung: (2 / 10)