Es stirbt sich so leicht. Einmal die Kombination des Zahlenschlosses vergessen und schon ertrinkst du in der mit Wasser gefüllten Kabine, in der du dich aus Gründen befreiungskünstlerischer Ertüchtigung angekettet hast. Die ESCAPE ARTISTS, deren Name perfekt zu diesem (ähm) streng alltagsnahen Beispiel passt, stellen sich diesem Trend entgegen. „Never Die Again“ lautet der Titel ihrer neuen EP, die paradoxerweise zugleich das letzte Output der österreichischen Pop-Punks markiert. Denn das Quintett quittiert in Kürze den Dienst. Oder „stirbt“, auf einer Ebene kreativer Transzendenz.
Die acht Songs des finalen Kapitels ihres musikalischen Vermächtnisses sorgen aber dafür, dass die Band um Frontfrau Pia in wohliger Erinnerung bleibt. Das pfeilschnelle Vorpreschen ist auch diesmal nicht das Mittel der Wahl. Die flinkeren, mehr auf Tempo und Dynamik ausgerichteten Stücke, vorrangig „Addiction Turns to Fiction“ und „Made It“, vermitteln das gute Gefühl, nur mit rhythmischem Kopfnicken im Alltag bestehen zu können. Das Gros der Lieder hält jedoch immer dann inne, wenn andere Genre-Verfechter das Gaspedal durchtreten. Dafür kommt, in zarter Parallelität zu den CANDY HEARTS, unterschwelliger Emo-Vibe hinzu.
Der wird auch durch die sporadischen männlichen Hintergrund-Shouts genährt, die bisweilen aber etwas deplatziert erscheinen. Dass „Never Die Again“ in Summe gefällig funktioniert, liegt neben butterweichen Melodien an Pias einnehmendem Gesang, der selbst Beiträgen mit nah an der Küchenphilosophie vorbeischrammenden Texten (siehe „Me and Rational Intentions About“) noch das erforderliche Quantum Ohrschmeicheln beschert. In diesem Sinne: Macht’s gut, vielleicht kehrt ihr ja eines Tages zurück und bewahrt euch damit die Option, doch noch einmal „sterben“ zu können.
Wertung: (6,5 / 10)