Blade (USA 1998)

„Some motherfuckers are always trying to ice-skate uphill.“ – Nicht um lässige Einzeiler verlegen: Blade

Lange vor „Black Panther“ (2018) etablierte „Blade“ einen schwarzen Superhelden im Blockbuster-Kino. Bis 2004 schlüpfte Actionstar Wesley Snipes („Passagier 57“) drei Mal in die Rolle des vampirischen Vampirjägers und füllte die Comic-Vorlage von Marv Wolfman und Gene Colan mit stoischer Präsenz. Ungewöhnlich erschien auch, dass der u. a. von Marvel-Choryphäe Stan Lee produzierte Film (wie auch Guillermo del Toros erste Fortsetzung von 2002) im Stile von „The Crow“ (1994) auf ein erwachsenes Publikum zugeschnitten wurde und der Gewalt – wie später u. a. bei „Deadpool“ (2016) und „Logan“ (2017) praktiziert – eine zeigefreudige Basis eröffnete.

Dieser doppelte Wegbereiterstatus macht den von David S. Goyer („The Dark Knight“) verfassten Fantasy-Zirkus ein Stück größer als er letztlich ist. Dennoch bietet Regisseur Stephen Norrington („Death Machine“) visuell ansehnlichen Budenzauber mit prominenter Besetzung – und üppigem Unterhaltungswert. Der Auftakt zählt fraglos zu den Höhepunkten des Streifens: In einer zur Underground-Diskothek umfunktionierten Schlachterei tanzen Körper zu pumpenden Beats. Als Stimmungsspitze regnet es aus dem Sprinklersystem Blut, ehe sich diverse Untote, darunter Ex-Porno-Sternchen Traci Lords („Cry-Baby“) und Donal Logue („Max Payne“), über die ahnungslosen Sterblichen hermachen.

Das buchstäbliche Blutbad wird von Blade unterbunden, der den Vampiren mit Samurai-Schwert sowie Silberpflöcken und -kugeln zu Leibe rückt. In der Konsequenz löst sich die übernatürliche Gegnerschaft bis auf die Knochen in Asche auf. Auch wenn manche CGI-Effekte deutlich überholt wirken: Stylischer kann ein Comic kaum fürs Kino aufbereitet werden! Die Besonderheit des Superhelden besteht derweil darin, dass der durch seine Fähigkeit, durch Sonnenlicht keinen Schaden zu nehmen, „Daywalker“ genannte Blade selbst ein Blutsauger ist. Den Dursttrieb unterdrückt er mit Unterstützung seines väterlichen Tüftler-Freunds Abraham Whistler (Kris Kristofferson, „Payback“) – und einem Serum auf Knoblauch-Basis.

„You better wake up. The world you live in is just a sugar-coated topping! There is another world beneath it: the real world. And if you wanna survive it, you better learn to pull the trigger!“ – Weltanschauung nach Blade-Maßgabe

Als Quasi-Running-Gag versucht Blade den auf verschiedene Weise malträtierten (oder besser: verstümmelten) Quinn (Logue) zu beseitigen. Das führt dazu, dass er im Krankenhaus die gebissene Blutärztin Karen (N’Bushe Wright, „Dead Presidents“) retten muss, deren Hilfe der Daywalker in der Folge aber gut gebrauchen kann. Denn mit Deacon Frost (Stephen Dorff, „Judgement Night“) findet sich ein Widersacher, der die in sicherer Koexistenz mit den Menschen lebenden Vampire an die Spitze der Nahrungskette rücken will. Dafür riskiert er den offenen Konflikt mit Untoten-Fürst Draconetti (Udo Kier, „Johnny Mnemonic“). Um sein Ziel zu erreichen, plant Frost die Erweckung des mythischen Blutgotts La Magra. Für das damit verbundene Ritual braucht es allerdings Blade und mehr noch dessen Blut.

Das La-Magra-Auskommen zielte in der ursprünglichen Konzeption auf die Entfesselung einer Vampir-Apokalypse, deren Eröffnung in eine Fortsetzung mit „Mad Max“-Anmutung münden sollte. La Magra, dessen Erscheinung in unfertiger Form als geschnittene Szene auf diversen physischen Veröffentlichung verfügbar ist, wurde aufgrund schlechter Publikumsresonanzen bei Testvorführungen jedoch ebenso verworfen wie der endzeitliche Ausklang. Den Produzenten erschien das Risiko ob der wenig kalkulierbaren Erfolgsaussichten schlicht zu groß. Schuld daran trug vorrangig der desaströs gefloppte „Batman & Robin“ (1997), der Comic-Verfilmungen kurzzeitig die kommerzielle Zugkraft raubte.

„Blade“ darf dahingehend als Wendepunkt bezeichnet werden – und macht mit seiner gut gealterten, von Kameramann Theo van de Sande („Eiskalte Engel“) sehenswert bebilderten Fantasy-Action auch mehr als ein Vierteljahrhundert nach seiner Produktion noch mächtig Laune. Das liegt auch an der munteren Schauspielerschar; selbst wenn die steifen Gesten des auch produzierenden Snipes oft mehr unfreiwillig komisch denn zwingend cool wirken. Als rebellischer Generation-X-Schurke bringt Widersacher Dorff eine erfrischende Portion zynischer Abgefucktheit mit sich. Ein weiterer Pluspunkt sind die im Stile des asiatischen Kinos aufgezogenen Martial-Arts-Einlagen. Die bleiben nicht die einzige Parallele zum später veröffentlichten, zum Start von „Blade“ jedoch längst durchkonzipierten „Matrix“ (1999). Und bei einem solchen Klassiker ist auch der Daywalker in guter Gesellschaft.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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