Wieder ein Superhelden-Reboot. Diesmal hat es „Hellboy“ erwischt, dem Guillermo del Toro 2004 und 2008 zwei visuell hochwertige Verfilmungen mit einem exzellent besetzten Ron Perlman bescherte. Zahlreiche Fans von Mike Mignolas Comic-Vorlage hingegen erschien die jugendfreie Zähmung des Katzen liebenden rothäutigen Halb-Dämons zu zahm. Abhilfe schafft der im Splatter bewanderte Regisseur Neil Marshall („The Descent“), dessen für die Big-Budget-B-Schmiede Millennium Films („Rambo: Last Blood“) gedrehte Variante nicht mit Blut und Gewalt geizt. Ihre Makel kann der zünftige, bei aller berechtigten Angriffsfläche für Kritik durchaus kurzweilige Fantasy-Horror jedoch nur schwerlich entkräften.
Das beginnt bei Hauptdarsteller David Harbour („Stranger Things“), der unter der knautschigen, im Vergleich zu Perlman regelrecht billig wirkenden Latexmaske kaum Platz zur Entfaltung erhält. An grobem Charme mangelt es aber auch seinem voll in der Adoleszenzphase steckenden Höllenableger nicht. Der wurde, wie ein Rückblick erörtert, durch ein Experiment der Nazis während des Zweiten Weltkrieges heraufbeschworen, nach einem kurzen Scharmützel – mit Thomas Haden Church („Spider-Man 3“) als Retro-Heldenfigur Lobster Johnson – aber von US-Streitkräften aufgenommen. Die Erziehung übernahm fortan der knurrige Professor Bruttenholm (Ian McShane, „Herkules“), unter dessen väterlicher Obhut Hellboy zum schlagkräftigsten Agenten der „Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen“ avancierte.
Seine härteste Mission steht ihm bevor, als die mächtige, Jahrhunderte zuvor zerstückelte Hexe Vivian Nimue (mit überraschend funktionalem Hang zum Overacting: „Resident Evil“-Heroine Milla Jovovich) mit Hilfe von Schweinemann Gruagach (mit der Stimme von Stephen Graham, „The Irishman“) zu neuem Leben erwacht und die Welt ins Chaos zu stürzen gedenkt. Mit dem jungen Medium Alice Monaghan (Sasha Lane, „Daniel Isn’t Real“), die Verstorbenen auf groteske Weise eine Stimme geben kann, sowie dem bärbeißigen, ein monströses Geheimnis hütenden Elite-Agenten Ben Daimio (Daniel Dae Kim, „Lost“) schaltet Hellboy auf Gegenwehr. Als ihm Nimue jedoch eröffnet, dass er dazu berufen ist, höllischer Wegbereiter der Apokalypse zu sein, befallen ihn Zweifel an seinem Platz im Leben.
Das Skript bleibt löchriges Mittel zum Zweck, um die erzählerisch rumpelnde Geschichte in Bewegung zu halten. Das wäre zu verschmerzen, wenn zumindest die Figuren plastisch dargestellt würden. Nur erhält der reizvolle Cast im Strudel überfrachteter Computerbilder kaum Gelegenheit, Akzente zu setzen. Inmitten dieses Flickenteppichs krauser Ideen bleibt am Ende wenig in Erinnerung. Am ehesten noch Hellboys rabiater Kampf gegen ein Riesen-Trio, die durch Englands Straßen staksenden, Menschen mit knochigen Gliedmaßen aufspießenden Höllenkreaturen und die eindrucksvoll maskierte, Kinder fressende Hexe Baba Yaga (Troy James, „The Void“). Allerdings steht auch sie mit ihrer wandelnden Behausung, neben Anlehnungen an die Artus-Sage, stellvertretend für die inhaltliche Zerfahrenheit. Wer über die hinwegsehen kann, erlebt immerhin soliden Zeitvertreib fern abseits der visionären Güteklasse eines Guillermo del Toro.
Wertung: (5,5 / 10)