Was wäre die zeitgenössische Kino- und TV-Landschaft ohne Vampire? In beinahe penetranter Regelmäßigkeit werden die Blutsauger über das Publikum gebracht und buhlen als romantische Nachtgeschöpfe („Twilight“), lüsterne Übermenschen („True Blood“) oder emotionslose Monster („Daybreakers“) um die Gunst des Publikums. „Priest“, nur dem Titel nach Verfilmung des gleichnamigen und weitgehend unbekannten südkoreanischen Comics, reduziert das Bild der Vampire auf unberechenbare animalische Räuber. Die haben die Menschheit in einer unbestimmten Zukunft an den Rand der Ausrottung getrieben. Erst mit Hilfe der Kirche konnte der Gefahr Einhalt geboten werden.
Nach einem kurzen Prolog, in dem die namenlose Hauptfigur (Paul Bettany) mit ansehen muss, wie ein Kamerad (Karl Urban, „Doom“) bei der Erstürmung eines unterirdischen Nestes von Vampiren in die Tiefe gezogen wird, skizziert die animierte Vorgeschichte den unerbittlichen Krieg zwischen Mensch und Blutsauger. Das mag Geld gespart haben und Nähe zur Vorlage suggerieren, sorgt aber für einen im Gesamtbild überflüssigen Stilbruch. Regisseur Scott Charles Stewart, der mit Bettany auch den ähnlich seelenlosen „Legion“ drehte, dient der Rahmen ohnehin nur als Aufhänger für routiniert gestaltete Actionszenarien. Für eine flüssige Geschichte und ausgearbeitete Figuren blieb aber, vor allem gemessen an der Spielzeit von kaum mehr als 80 Minuten, kein Platz.
Die Menschen haben sich in schwer befestigte Megacities zurückgezogen, in denen die Kirche ein totalitäres Regime unter eiserner Führung des Geistlichen Orelas (verschenkt: Christopher Plummer, „Beginners“) etablierte. Den Schlüssel zum Sieg fand der Klerus in einer Gilde speziell ausgebildeter Priester, die den Feind in Sachen Unerbittlichkeit und übermenschlichem Reaktionsvermögen sogar noch übertraf. Sie drängten die wenigen überlebenden Vampire in endzeitliches Ödland zurück. Jahre später ist die Kriegerkaste nur noch ein Schatten der Vergangenheit. Doch dann wird die Nichte des von Bettany stoisch (man könnte auch sagen ausdruckslos) gespielten Elitekämpfers im Niemandsland verschleppt. Entgegen der strikten Anweisung Orelas‘ begibt sich der Gotteskrieger, unterstützt vom jungen Wüsten-Sheriff Hicks (Cam Gigandet, „Pandorum“), auf die gefahrvolle Suche.
Der schnörkellose Action-Comic bemüht sich, mangelnde Substanz durch Effekte zu kaschieren. Überzeugen kann der umständlich in Bewegung gesetzte und akut überraschungsarme Plot aber kaum. Dass Urbans einleitend verschwundener Krieger als evolutionärer Vampir-Mensch Black Hat nach der Macht greift, wirkt so vorhersehbar wie die Rolle Maggie Q’s („Nikita“) als loyale Kriegerin klischeehaft. Zudem bleibt die Verknüpfung klassischer Motive des Horror-, Endzeit- und Western-Kinos unausgegoren und fordert letztlich doch nur immer wieder das solide Werk der Effektdesigner heraus. Die Coolness wirkt insgesamt zu bemüht – Urbans ein Massaker begleitende Tanzeinlage gar hochgradig peinlich – und die Einzelteile zu bekannt, als dass „Priest“ das schale B-Flair in gestandenen Unterhaltungswert übersetzen könnte. Da hilft selbst die solide Machart nicht weiter.
Wertung: (4 / 10)