Dark Windows – Fenster zur Finsternis (N/USA 2023)

Eine Gesetzmäßigkeit des Horrors lautet: Im ländlichen Idyll lauert das Grauen. In „Dark Windows“ dient der räumliche Rückzug der Bewältigung eines Unglücks: Tilly (Anna Bullard, „Fremde Tochter“), Monica (Annie Hamilton, „The Wolf of Snow Hollow“) und Peter (Rory Alexander, „Pistol“) haben einen Autounfall überlebt, bei dem ihre Freundin Ali (Grace Binford Sheene, „The Nevers“) zu Tode kam. Neben ihren eigenen Schuldgefühlen hat vor allem Tilly mit den Vorwürfen der Hinterbliebenen zu kämpfen. Entsprechend stößt Monicas Vorschlag, einen Kurztrip ins abgelegene Haus ihrer verstorbenen Großeltern zu unternehmen, auf widerwillige Zustimmung.

Schauerliche Ereignisse werfen naturgemäß ihre Schatten voraus. Neben dem aufs Finale vorgreifenden Einstieg betrifft das auch den Unfallhergang, der in seiner gesamten Dimensionierung erst allmählich offenbart wird. Ein Problem des Films ist dabei die selbst ungeachtet der sehenswerten Leistung Bullards mangelnde emotionale Nahbarkeit der Figuren. Früh steht fest, dass der Crash vom Fehlverhalten der Überlebenden verursacht wurde. Im Sinne des Horrors entspricht der Fortlauf der Geschichte zwangsläufig einem Bestrafungsprozess.

Dessen Herleitung ist vom unterschiedlichen Umgang mit dem Trauma geprägt: Während Tilly ihrer Traurigkeit Raum gewährt, ertränkt Peter sie in Alkohol. Nur Monica sucht den schnellsten Weg zurück in die Normalität. Doch daraus wird nichts. Der in weniger als 80 Minuten bewältigte Thriller suggeriert mit Fokus auf Tilly zunächst eine geisterhafte Präsenz im Haus. Nur scheinen über Nacht geöffnete Fenster und unheimliche Geräusche leicht mit dem alkoholisierten Peter erklärt. An Intensität gewinnt der Plot erst auf der Zielgeraden, wenn ein maskierter Unbekannter ums Haus schleicht und den Psycho-Terror zunehmend in körperliches Leid münden lässt.

Die Figuren verhalten sich dabei momentweise standardisiert dämlich. Damit halten Klischees Einzug, die Regisseur Alex Herron („Leave“) ansonsten durchaus umschifft. Sein Low-Budget-Streifen ist kein Hollywood-Hochglanzprodukt, sondern bleibt mit seiner zunehmend auf die subjektive Beobachterperspektive setzenden Handkamera betont unauffällig. Das erscheint sympathisch, erhält entgegen des Indie-Anstrichs aber keine Entsprechung durch die vorhersehbare Geschichte. Positiv hervorzuheben bleibt hingegen die kurze, in der Gewaltdarstellung zurückhaltende Folterklimax, bei der das Moment der Bestrafung schlussendlich überraschend unkonventionell interpretiert wird. Trotzdem bleibt unter dem Strich ein Film, dessen Qualitäten zu inkonsistent ausgespielt werden.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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