Sister (USA 2011)

sistercarrell„Jacob is harmless.“ – Irrt gewaltig: Edith

Der positive Einfluss der Familie wird überschätzt. Nicht umsonst gerät bei Morduntersuchungen immer zuerst der genetische Anhang ins Visier der Fahnder. Wie oft hinter etwaigen Gräueltaten allerdings dunkle Mächte stecken, ist in nationalen Kriminalstatistiken nicht erfasst. Eine solche Vermischung strebt Larry Wade Carrell mit „Sister“ an, einem B-Horrorfilm ohne Klasse oder Niveau. Als Regisseur, Produzent, Autor und Darsteller bürdet er sich als kreative Triebfeder deutlich zu viel auf und lässt das Geschick vermissen, die lose gebündelten Genre-Zutaten mit „Von Mäusen und Menschen“-Anklang reizvoll zu verknüpfen.

Aufhänger ist das jeder amerikanischen Kleinstadt eigene Spukhaus, um das sich in Melvin Falls diverse Legenden ranken. Die überflüssige Rahmenhandlung bringt Sheriff Billy (Carrell) auf den Plan, der sich der blutigen Vergangenheit und dem Schicksal von Jacob Kell (Dylan Horne) erinnert. Und so schweift der Blick zurück ins Jahr 1979. Billy, damals noch Deputy, sorgt sich um den versoffenen wie gewalttätigen Bruder Otis (ebenfalls Carrell, nur diesmal ohne angeklebten Schnurbart), der sich der verwitweten Edith (Krystn Caldwell) und ihrer beiden Kinder angenommen hat.

Neben dem geistig zurückgebliebenen glatzköpfigen Kraftpaket Jacob ist da noch die kleine Sissy (Grace Powell). Sie scheint den Hünen als einzige Bezugsperson besänftigen zu können, was aufgrund der ihn heimsuchenden Stimmen durchaus angebracht ist. Worauf das im Kombinat mit dem (buchstäblich) schlagfertigen Otis hinausläuft, bleibt absehbar. Kurios sind allein die Haken, die Carrells oft unfreiwillig komischer Mix aus Psycho-Thriller und Mystery-Horror schlägt. Denn die Stimmen resultieren aus einem Fluch, der in einem Rückblick im Rückblick den leiblichen Vater von Jacob und Sissy trifft, als er das besagte Spukhaus erbt und unter den Dielen ein magisches Buch findet.

Zusammenhang hat das keinen. Da der bald zum Blutbad ausholende Lawrence aber von Michael Biehn („Planet Terror“) gespielt wird, prangt wenigstens ein (halbwegs) zugkräftiger Name auf dem Cover. Doch auch er kann das in theatralischem Laienschauspiel gewälzte Schauer-Drama nicht aufwerten. Dass die Ruine des verfluchten Hauses gestern wie heute exakt gleich aussieht, ist im Sinne der Budgetplanung noch verzeihlich. Beim qualitätsfreien Zusammenspiel von Retro-Setting, Klischee-Figuren und Dumpf-Dialogen allerdings rangiert „Sister“ am parodistischen Rand. Der 80’s-Chic und Jacobs in väterlicher Tradition stehender finaler Blutspurt helfen da nur bedingt weiter. Ein höchst verzichtbares Machwerk.

Wertung: 2.5 out of 10 stars (2,5 / 10)

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