Unbekannter Anrufer (USA 2006)

unbekannteranruferEs ist beileibe nichts Neues, wenn alte Filme einer zeitgenössischen Aufpolierung unterzogen werden. Gerade im Horror-Genre war dies in den vergangenen Jahren Gang und Gebe. „Texas Chainsaw Massacre“, „Dawn of the Dead“, „Das Omen“ oder „The Hills have Eyes“, die Liste ist lang und könnte mühelos weiter gesponnen werden. Auch „Unbekannter Anrufer“ basiert auf einem bereits bestehenden Film, nämlich auf „Das Grauen kommt um Zehn“ aus dem Jahre 1979. Dieser führt die lange Reihe weitgehend belangloser Neuaufgüsse weiter fort, denn jeglichen Hauch von Innovation sucht man hier vergebens.

Aufgrund einer horrenden Handy-Rechnung wird die Schülerin Jill (Camilla Belle) von ihren Eltern zum Babysitten verdonnert. Ausgerechnet am heutigen Tag, wo ihre Schule eine große Fete feiert und sie zudem Streit mit ihrem Freund Bobby (Brian Geraghty) hat, der angeblich mit einer ihrer besten Freundinnen geknutscht haben soll. Lamentieren bringt nichts, ihr Vater bringt sie persönlich zum abgelegenen Haus der Familie Mandrakis (Derek de Lint / Kate Jennings Grant), in dem sie alsbald alleine mit den beiden kleinen Kindern ist. Bereits kurze Zeit später erhält Jill den ersten von vielen mysteriösen Anrufen.

Die Macher des Films hatten offenkundig kein sonderliches Interesse daran, ihr kleines Horror-Filmchen mit Leben zu füllen, von Spannung ganz zu schweigen. Ein kurzer Blick auf Regisseur Simon Wests bisheriges Schaffen („Tomb Raider“, „Con Air“) lässt jegliches Hoffen auf Spannung schnell schmelzen. Als ehemaliger Video-Filmemacher ist er in einem Atemzug mit Michael Bay zu nennen, bei beiden kommt üblicherweise die Verpackung vor dem Inhalt. West stellt die klaustrophobische Bedrohung, die das große und dunkle Haus bietet, zwar gut dar, dies ist jedoch auch das Einzige, was er auf der Habenseite verbuchen kann.

Bereits nach wenigen Minuten hat West die Einleitung hinter sich gebracht, kommt dann aber einfach nicht zum Punkt. Der erste Anruf verstreicht, der nächste kommt ähnlich schnell. Dazwischen vermeintliche Spaß-Anrufe oder unerwartete Besuche vor Ort (überflüssiger geht es nicht mehr), da ist bereits etwa eine Stunde des Films vorüber. Das größte Problem von „Unbekannter Anrufer“ ist das maßlose Achten auf Optik, eine spannende Erzählung fehlt an allen Ecken und Kanten. Nach zwanzig Minuten ist im Grunde alles gesagt und getan, dann jedoch geht der Film noch über eine Stunde weiter. Einige Tote im Stile eines Slashers hätten vielleicht mehr Kurzweil in die Sache gebracht, doch selbst hier bietet der Film nicht einmal brotlose Kunst.

Der Film bedient sich jedweder Genre-Klischees, die artig nach und nach aufgetischt werden. Sei es die herumstreunende Katze, die immer dann auftaucht, wenn eigentlich etwas anderes passieren sollte, oder aber die Spaßanrufe einiger Freunde. Wo andere Filme zumindest ansatzweise durch ironische Seitenhiebe oder einen Hauch von Engagement glänzen, versagt „Unbekannter Anrufer“ gänzlich. Einzig auf das Unverständnis über das Handeln der Protagonisten kann man sich hier verlassen, denn wie immer tun diese genau das, was niemand anderes in solch einer Situation tun würde. Mehr als eine schicke Optik hat der Film nicht zu bieten, wer wirklich spannende Unterhaltung sucht, sollte das Programm wechseln.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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