Der Hund gilt gemeinhin als des Menschen bester Freund. Auf seinen treuen Vierbeiner kann sich auch der zurückhaltende Christian (Gard Løkke, „Troll“) verlassen. Mit dem gravierenden Unterschied, dass sich hinter Schoßtier Frank (Nicolai Narvesen Lied, „Theodor“) ein Mann in Hundekostüm verbirgt. „Pupplay“ nennt sich das bizarre Sozialphänomen, dass Autor und Regisseur Viljar Bøe („Til Freddy“) in „Good Boy“ jedoch entscheidend überspannt. Denn Frank bricht nie aus seiner Rolle aus. Das bedeutet, dass er sich weder aufrecht fortbewegt noch spricht. Nur hechelt. Oder bellt. Auch die teils aufwendig zubereiteten Mahlzeiten erhält er einzig aus einem auf dem Boden platzierten Napf.
Via Dating-App lernt Christian die Studentin Sigrid (Katrine Lovise Øpstad Fredriksen) kennen. Die ist vom charmanten wie gleichwohl attraktiven Junggesellen unverzüglich angetan. Erst recht als sie erfährt, dass er ein bekannter Millionenerbe ist. So entspinnt sich eine klassisch gefärbte „Boy meets Girl“-Plotte, der die unverbrauchten Hauptdarstellenden die nötige Überzeugungskraft verleihen. Als Hindernis des knospenden Glücks erweist sich erwartungsgemäß Frank, dessen Präsenz Sigrid zunächst verstört. Doch so leicht will sie Christian nicht aufgeben und erklärt sich bereit, ein Wochenende mit ihm und Frank in der Abgeschiedenheit zu verbringen.
Über die ersten zwei Drittel ist „Good Boy“ eine groteske Indie-Romanze, die ihren Reiz zwar vollends aus der Absurdität von Franks Dasein schöpft, den als Hund verkleideten Mann aber nie in den Mittelpunkt rückt. Das ändert sich auch nicht, als Bøe die Geschichte auf der Zielgeraden unvermittelt gen Psycho-Thriller eskaliert. Der erzählerische Bruch wiegt aber nicht allein aufgrund des abrupten Tonalitätswechsels schwer, sondern insbesondere durch die mangelnde Nachvollziehbarkeit. Das liegt vorrangig daran, dass die Essenz des Abhängigkeitsverhältnisses von Hund und Herrchen bestenfalls marginal umrissen bleibt.
Ist es nun Fetisch oder mehr noch BDSM? Exzentrische Millionäre mit eigenwilligen sexuellen Neigungen (und Namen Christian) gibt es schließlich auch abseits von „50 Shades of Grey“. So sehr das bestrafende Versohlen der blanken Arschbacken diese Vermutung auch nahelegen mag, sie findet schlicht keine weitere Entsprechung. Damit verkommt das buchstäbliche Hundeleben zur bloßen Behauptung und die sympathisch skurrile Ausgangssituation zur vertanen Chance. Umso mehr, da das Ende mit seiner eigentlich bitterbösen Schlussszene durch eine Klischeedummheit Sigrids begünstigt wird, die jedem x-beliebigen Slasher-Opfer peinlich wäre. Eine gute Grundidee allein macht eben auch diesmal keinen guten Film.
Wertung: (5 / 10)