The Strangers (USA 2008)

the-strangers-2008Da sind sie wieder, die wahren Begebenheiten im Horrorfilm. Sie künden von Authentizität, sollen das Grauen als Ausdruck unfassbarer menschlicher Barbarei mehr noch in einen Kontext semi-dokumentarischer Nachvollziehbarkeit stellen. Mit Abscheu für die Tat und Empathie für die Opfer. Bei „The Strangers“ kommt in einleitenden Texttafeln auch noch eine FBI-Kriminalstatistik zum tragen, laut der in den USA jährlich etwa 1,4 Millionen Gewaltverbrechen verübt werden.

Eines davon, als unaufgeklärte Mordnacht mehr vage Ahnung als verbürgter Tatsachenbericht, zieht Bryan Bertino in seinem Debüt als Autor und Regisseur zum Nerven strapazierenden Alptraum auf. Es geht um ein junges Paar, solide gespielt von Liv Tyler („Jersey Girl“) und Scott Speedman („Underworld“), das im abgelegenen Haus seiner Eltern von drei maskierten Unbekannten terrorisiert wird. Die zielen zuerst auf die Psyche, indem sie eine irrationale Bedrohung darstellen, die radikal den Schutz der Privatsphäre zerstört, ohne physische Gewalt anzuwenden. Doch dabei wird es nicht bleiben.

Bertino macht keinen Hehl daraus, dass der Leidensweg der beiden Hauptfiguren kein gutes Ende nimmt. Verstören will er durch die Verweigerung einer Erklärung, indem er den erkennbar jungen Tätern weder Motiv noch Gesicht gibt. Mancherorts rief das Erinnerungen an Michael Hanekes „Funny Games“ wach. Derartige Vergleiche jedoch sind unsinnig. Hanekes Thriller ist eine grimmige Allegorie auf die Selbstverständlichkeit des Todes in den Unterhaltungsmedien, während sich Bertino ganz bewusst dem Regelwerk eines Genres unterwirft, das seine Wirkung aus visuellen Taschenspielertricks destilliert.

Hier sind es die im Bildhintergrund auftauchenden Täter, die nur vom Publikum, nicht aber den Opfern bemerkt werden. Geschickte Schnittfolgen steigern die Spannung, bis sich die Erwartung eines Schocks wie die Silhouette der Soziopathen verflüchtigt. Das wirkt unbestritten nach, gerät über die relative Formelhaftigkeit der gesamten Szenerie aber bald ins Stolpern. So folgt dem persönlichen Drama – die Ablehnung eines Heiratsantrags – der aussichtslose Kampf ums Überleben. Dessen konstante Verschärfung jagt wohlige Schauer über den Rücken – nur ist das Auskommen nicht nur altbekannt, sondern auch schon überzeugender auf Zelluloid gebannt worden.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

 

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