China strebt in nahezu sämtlichen Bereichen an die Spitze. Auch im internationalen Filmgeschäft. Ein erster Achtungserfolg: Das weltweit erfolgreichste Filmwerk 2020 stammt aus dem Reich der Mitte (genauer: das Kriegs-Epos „The 800“). Dass die in westlichen Schlüsselmärkten der Kinobranche verheerende Corona-Krise massiven Anteil an dieser Entwicklung hatte, ist kein Argument gegen den Trend. So buhlen immer mehr chinesische Produktionen um die Gunst eines globalen Publikums. Bisweilen mit beschämendem Auskommen.
Ein exemplarisches Beispiel ist „The Rookies“, ein als parodistische Antwort auf James Bond und „Mission: Impossible“ angelegter Action-Comic. Um den Anspruch internationaler Skalierbarkeit zu unterstreichen, wurde Hollywood-Star Milla Jovovich („Resident Evil“) für eine Nebenrolle verpflichtet. Zudem wurden weite Teile des Streifens in Budapest gedreht. Was zunächst nach einer soliden Basis klingt, stößt jedoch an entscheidende Grenzen. Denn was in China als Rezeptur für erfolgreiche Kinokost gilt, kommt nicht automatisch auch im Ausland an. Bei Alan Yuens (als Autor u. a. an „New Police Story“ beteiligt) Krawall-Klamotte ist es vor allem der gnadenlos infantile Humor, der den Film ob der mangelnden Kompatibilität sowohl mit den emotionalen Aspekten als auch der punktierten Gewalt scheitern lässt.
Extremsportler Zhao Feng (Talu Wang, „A Better Tomorrow 4“) scheut kein Risiko, um dem Internetpublikum spektakuläre Bilder zu bieten. Als er dabei zufällig in eine Transaktion internationaler Terroristen gerät, rekrutiert ihn die schlagkräftige Spezialagentin Bruce (Jovovich) für den Geheimorden Phantom. Dessen Ziel ist es, Superschurke Iron Fist (David Lee McInnis, „Unspoken – Diary of an Assassin“) zu stoppen, der die Welt mit Hilfe einer entwendeten Biowaffe, die Menschen in Pflanzen verwandelt, ins Chaos stürzen will. Eigentlich soll Zhao in Osteuropa nur einen kleinen Part der Mission übernehmen. Mit Erfinderkumpel Ding Shan (Timmy Xu), dessen Assistentin LV (Meitong Liu) sowie der verdeckt operierenden Interpol-Ermitlterin Miao Yan (Sandrine Pinna, „Plurality“) rückt er aber zunehmend ins Zentrum des gefährlichen Unterfangens.
Mit respetkabler Rasanz, aber weitgehend hohler Erzählweise bringt Yuen seinen bonbonbunten Genre-Cocktail auf Kurs. Die Hauptdarstellenden (am Rande unterstützt von Veteran Suet Lam, „Election“) agieren dem Übermut der Produktion angepasst und können gar mitunter Sympathiepunkte verbuchen. Wenn Zhao aber bar jeder Notwendigkeit versucht, eine Sexpuppe vor seiner Mutter zu verstecken, werden peinliche Humortiefen ausgelotet, die selbst einem jugendlichen Publikum kaum angemessen erscheinen. Der Gegenpol wird durch Miao vertreten, deren Borderline-Persönlichkeit nur in der Herleitung relevant erscheint. Doch „The Rookies“ überzeugt auch in anderen Belangen nicht. So erweisen sich die Computertricks als oft unzulänglich und diverse betont übersteigerte Ideen, etwa der modifizierte VW-Käfer mit ausfahrbarer Räum-Zunge und Robotic-Stelzen, verzerren die Action ins Lächerliche. Damit bleiben die internationalen Kino-Ambitionen Chinas ähnlich unbedarft wie die Bemühungen der Nachwuchs-Spione.
Wertung: (3,5 / 10)