Einfache Pläne. Die Filmgeschichte ist voll von ihnen. Auch in „The Owners“ ist die erzählerische Triebfeder ein denkbar simples Vorhaben: drei junge Männer, ein verlassenes Anwesen und ein Safe. Bei professioneller Ausführung eine Angelegenheit weniger Minuten. Doch Nathan (Ian Kenny, „Red Election“), sein treudoofer Kumpan Terry (Andrew Ellis, „This is England“) und der verschlagene Gaz (Jake Curran, „Journey’s End“) sind Gelegenheitsverbrecher. Zumindest für Nathan, der seine ahnungslose Freundin Mary („Game of Thrones“-Star Maisie Williams) mit in die Sache verstrickt, soll der erwartete Reichtum als Grundstein für die angestrebte Provinzflucht dienen. Doch es kommt anders. So wie immer bei einfachen Plänen.
Die britisch-französisch-US-amerikanische Co-Produktion basiert auf der Graphic Novel „Une nuit de pleine lune“. Die Prämisse erinnert auf den ersten Blick an „Don’t Breathe“ (2014). Die Ähnlichkeiten bleiben in der Umsetzung jedoch marginal. Das liegt vorrangig daran, dass Kino-Debütant Julius Berg („Osmosis“) das idyllische Setting (gedreht wurde u. a. im englischen Kent) mit schwarzem Humor tränkt. Der britische Charakter bleibt damit unverkennbar. Er prägt die erste Hälfte, respektive die Zuspitzung der Ereignisse, mit einer unterschwelligen Übertreibung, die den Charakterprofilen der jungen Einbrecher ihre Ernsthaftigkeit bewahrt. Die braucht es, um bei den kommenden Ereignissen Anteil an ihrem Schicksal zu nehmen.
Terry weiß um den Tresor, der sich irgendwo im Haus von Landarzt Richard Huggins (Sylvester McCoy, der siebte „Doctor Who“) und seiner Frau Helen (Rita Tushingham, „Doktor Schiwago“) befinden soll. Die Frage nach dem Wo sorgt für erste Spannungen. Und erst recht, dass sich der im Keller platzierte Panzerschrank nicht öffnen lässt. Also wird auf die Eigentümer gewartet, um sie unter Gewaltandrohung zu nötigen, den Safe zu öffnen. Allerdings steckt hinter der bürgerlichen Fassade des alten Paares mehr, als sich die White-Trash-Verbrecher ausmalen könnten. So führt die Geiselnahme erst zu (orchestrierter) Zwietracht, dann zu blutig ausgekosteten Gewaltspitzen und schließlich in ein Grauen, bei dem Schuld oder Unschuld keine Rolle mehr spielen.
Neben dem prompten Einstieg muss „The Owners“ die muntere Besetzung zugutegehalten werden. Egal ob jung, ob alt, die Schauspielriege holt aus den Rollen heraus, was möglich erscheint. Auf den Plot trifft das jedoch nur bedingt zu. Denn das Gezeigte erscheint nicht nur altbekannt, sondern in diversen Variationen (genannt sei etwa „Das Haus der Vergessenen“, 1991) auch origineller bedient. Gerade das Katz-und-Maus-Spiel im Schlussdrittel, dessen bemüht überraschender Ausklang spätestens nach der Teepause erahnbar scheint, lässt den nötigen Ideenreichtum vermissen. Zum Genre-Highlight reicht es für den gediegenen Hybrid aus Thriller und (ironischem) Horror damit nicht. Die Auswertung auf großer Leinwand bleibt daher wohl einzig der Popularität von Maisie Williams geschuldet.
Wertung: (5,5 / 10)