In den Staffeln fünf und sechs der US-Erfolgsserie „The Shield“ versuchte Oscar-Preisträger Forest Whitaker („Der letzte König von Schottland“) Cops zur Strecke zu bringen, die das Gesetz in die eigenen Hände nehmen – oder gleich selbst brechen. „Street Kings“ verkehrt dies Rollenbild ins Gegenteil und lässt ihn zum Drahtzieher zwielichtiger Ermittlungsmethoden werden. Doch das ist lediglich der Startschuss zu „Street Kings“, dem zweiten Film von „Training Day“-Autor David Ayer („Harsh Times“). Für sein düsteres Thriller-Drama tat er sich mit Krimi-Schwergewicht James Ellroy zusammen, der unter anderem die Vorlage zu „L.A. Confidential“ ersann.
Diese Kompetenz vor und hinter der Kamera hilft dem Film erstaunlich wenig. Zwar ist die Inszenierung standesgemäß dreckig, versandet nach gelungenem Auftakt aber zusehends in Klischees. Auch die Figuren bleiben kaum mehr als formlose Hüllen. Sie und ihre Geschichten, mehr noch ihre Motive, bleiben oberflächlich. Da ist keine Cleverness, allen voran keine Glaubwürdigkeit. Nur Keanu Reeves („Matrix“), der oft gescholtene Hollywoodstar mit Hang zum mimischen Schlafwandeln. Hier agiert er solide und verkörpert als Tom Ludlow die Exekutive seines ambitionierten Vorgesetzten Wander (Whitaker). Mit späten, deshalb aber nicht minder verheerenden Konsequenzen.
Auf Geheiß Wanders spürt er gesuchten Verbrechern nach – und tötet sie ohne jede Skrupel. Stets ist er der einzige Ermittler am Tatort, so dass es neben seiner Version des Herganges keine andere Wahrheit gibt. Der interne Ermittler Biggs („Dr. House“ Hugh Laurie) hat es dennoch auf ihn abgesehen, schließlich hat Ludlows ehemaliger Partner über dessen Methoden geplaudert. In seinem Zorn lauert der Killing Cop dem Ex-Kollegen auf und wird Zeuge, wie der bei einem fingierten Überfall regelrecht hingerichtet wird. Als sich darauf Ludlows Gewissen regt, macht er sich eigenmächtig auf die Suche nach den Mördern. Dabei stößt er in ein Wespennest korrupter Bullen und gerät selbst auf die Abschussliste.
Der sorgsam angehäufte Anspruch wird von sehenswerter, wenn auch arg brutaler Action beiseite gewischt. Ayer gelingt es nicht, den Plot auf Kurs zu halten und wirft für eine Handvoll vorhersehbarer Wendungen das Potential über Bord. Den streitbaren, dem Alkohol zugetanen Polizist als Spielball seines Vorgesetzten gibt es im US-Kino nicht erst seit „Dark Blue“. Umso missmutiger stimmt, dass derart leichtfertig platte Standarten bedient werden. Zumal den prominenten Nebendarstellern, zu denen auch Chris Evans („Fantastic Four“) und Amaury Nolasco („Prison Break“) zählen, kaum Platz zur Entfaltung bleibt. Die Atmosphäre stimmt, der Einsatz der (meisten) Darsteller auch. Nur bleiben die Chancen des erschreckend flachen Thrillers weitgehend ungenutzt.
Wertung: (5 / 10)