Wer hätte gedacht, dass Liam Neeson auf seine alten Tage zu einem von Hollywoods umtriebigsten Actionhelden avancieren würde? Zementiert wurde dieser Status durch die Luc Besson-Produktion „Taken“ (2008), in der er sich als Ex-CIA-Agent Bryan Mills durch Paris mordete, um seine Tochter aus den Fängen brutaler Mädchenhändler zu retten. Der Film wurde ein sensationeller Erfolg und die absehbare Fortsetzung ließ nicht lange auf sich warten. Die führte den unerschrockenen Schlagetot vier Jahre später nach Istanbul, wo er ins Visier eines rachsüchtigen Clans geriet. In den verdienten Ruhestand wollte ihn Besson danach trotzdem nicht entlassen.
Zum Abschluss der Trilogie bringt „Taken 3“ den gerechten Kampf des Bryan Mills nach Amerika. Nachdem der Auftakt wieder konservative Familienwerte gepflegt und mit Plüsch-Panda den Kitsch gestreift hat, findet Mills Ex-Frau Lenore (Famke Janssen, „X-Men“) ermordet in seinem Bett vor. Die kurz darauf eintreffenden Cops schaltet er mit gezielten Attacken aus und flüchtet. Einsatzleiter Frank Dotzler (verkauft sich einmal mehr unter Wert: Forest Whitaker, „The Last Stand“) läutet zur Großfahndung, hat aber nicht mit der umfassenden Expertise des dringend Tatverdächtigen gerechnet, sich jeder noch so brenzligen Situation kurzerhand zu entziehen.
Paralellen zum Klassiker „Auf der Flucht“ sind dabei zahlreich, so dass Mills erst einmal damit beschäftigt ist, seine Verfolger abzuschütteln. Tochter Kim (Maggie Grace, „Lockout“) ist von seiner Unschuld überzeugt. Warum auch nicht, schließlich erregt Lenores neuer Mann Stuart (Dougray Scott, „Hitman“) deutlich mehr Verdacht. Dass er mit einer russischen Verbrecherbande im Bunde ist, die einen ihr zustehenden Schuldenberg beglichen sehen will, ist für den Zuschauer vom Fleck weg klar. Spannend geht es also nicht zu, wenn Neeson routiniert durch Los Angeles hetzt und mit Hilfe alter Dienstkumpane (u.a. Leland Orser, „Give `Em Hell Malone“) zum Gegenschlag ausholt.
Die Action ist insbesondere im erweiterten Extended Cut zünftig, bleibt aber neuerlich hektisch geschnitten und wacklig gefilmt. Verglichen mit den Vorgängern gibt sich das wiederum von Olivier Megaton inszenierte und von Besson mit Robert Mark Kamen geschriebene Sequel handzahmer. In den gewohnten Unerbittlichkeitsmodus wechselt Mills erst, als es gilt Oleg Malankov (Sam Spruell, „Snow White and the Huntsman“), den Befehlshaber der russischen Unholde in seinem schwer bewachten Apartment heimzusuchen. Müßig zu erwähnen, dass der wahre Drahtzieher ein ganz anderer ist. „Taken 3“ hält bei der Stange und legt ein ordentliches Tempo vor. Damit ist er nicht deutlich besser oder schlechter als die übrigen Teile. Dürftige Drehbücher begleiten die Reihe schließlich seit ihrem Original.
Wertung: (5 / 10)