Das Horror-Genre und die Originalität, ein Disput auf den Spuren von Methusalem. Bei „Splinter“ wird er mal wieder mit Wonne angefacht: Die einen halten Toby Wilkins‘ Langfilmdebüt für den neuen heißen Scheiß, die anderen für Schnee von gestern. Recht behalten alle, sowohl die Zweifler als auch die Enthusiasten. Trefflich meckern lässt sich über das Skript, dass Infektions-Paranoia und Körperschändung á la Carpenters „The Thing“ streift und den kammerspielartigen Überlebenskampf holzschnittartiger Figuren auf eine Tankstelle in der amerikanischen Pampa verlegt.
Neben den kaum zu übersehenden Schwächen hat Wilkins‘ schnörkelloser Monster-Schocker aber auch seine Vorzüge. Denn die bizarren Auswüchse eines modrigen Organismus, der Besitz von menschlichen/tierischen Körpern ergreift und sich durch stachelige Fortsätze ausbreitet, sind ansehnlich getrickst und von gesunder Härte. Nur für Überraschungen sorgen sie nicht. Dass dabei auch geübten Rezipienten nicht die Lust vergeht, liegt an der zügigen Erzählweise – und wiederum den gelungenen Effekten. Die mögen zwar nicht sämtliche Versäumnisse aufwiegen, immerhin aber doch einige.
Den Campingausflug zum Jahrestag hatten sich Polly (Jill Wagner, „Blade – Die Serie“) und Seth (Paulo Costanzo, „Joey“) anders vorgestellt. Erst geht das Zelt zu Bruch und dann werden sie auch noch vom flüchtigen Gangster Dennis (Shea Whigham, „Fast & Furious“) und seinem verdrogten Liebchen gekidnappt. Die Fahrt findet an besagter Tankstelle ihr jähes Ende, schließlich geriet kurz zuvor ein infizierter Kleinsäuger unter die Räder. Und weil der in aller Eile auf dem Asphalt zurückgelassen wird, sollte die obligatorisch offene Schlussszene nun wirklich niemanden mehr überraschen.
Der Belagerung durch entstellend die Glieder reckende Ableger des Parasiten fällt in arg klischeehafter Manier auch eine Polizistin zum Opfer. Überhaupt die Charaktere: Jill geriert sich als toughe Heroine, ihr Freund als (anfänglich) verweichlichter Biologie-Doktorand. Selbst der Verbrecher darf seine sensible Seite offenbaren, was ihm die derbe Amputation eines Armes jedoch nicht erspart. Durchschaubar ist der Streifen wie ein offenes Fenster, dabei für die kurze Laufzeit von knapp 80 Minuten aber ausreichend fesselnd. Schnee von gestern muss heute ja nicht zwangsläufig geschmolzen sein.
Wertung: (6 / 10)