02.06.2009 – New Found Glory / Bayside / Parkhaus – Berlin Postbahnhof

newfoundglory2009Früher mal waren sie richtige Stars. NEW FOUND GLORY bestückten „American Pie“-Soundtracks, verkauften Hunderttausende Platten und bespaßten die Pop-Punk-Fraktion auf Augenhöhe mit BLINK 182 und GOOD CHARLOTTE. Mit Pop aber wollten die Kalifornier nicht in einen Topf geworfen werden. Also näherten sie sich (wieder) dem Independent an und buken kleinere Brötchen. Mittlerweile sind sie bei Epitaph unter Vertrag und veröffentlichten unlängst ihr sechstes Album „Not Without a Fight“. Man gibt sich bescheidener – und zieht sein Publikum, ohne Hallen füllen zu müssen.

Eine Selbstverständlichkeit ist die Lockung der Massen längst nicht mehr. Das zeigte sich auch im abgehangenen Berliner Postbahnhof, der für etwa 350 Besucher die Pforten öffnete. Die Stimmung war gut, die Band heizte ordentlich ein. Gespielt wurde, was ihre Discographie an Hits zu bieten hat (u.a. „Hit or Miss“, „Listen to Your Friends“, „Head on Collision“). Die Mühe blieb spürbar, der Kontakt zum Publikum erhalten. Vom Hocker reißen wollte ihr Auftritt aber partout nicht. Vielleicht lag es am etwas ausgelutscht wirkenden Melodic-Punk, dass NEW FOUND GLORY nicht über nette Hintergrund-Beschallung hinausreichten.

Bleibendere Eindrücke schöpften da schon BAYSIDE ab, denen noch die Stuttgarter PARKHAUS vorangingen. Die boten zum frühen Beginn melodischen Punk mit deutschen Texten, ergingen sich in ironische Rocker-Posen und hinterließen durchaus zufriedene Gesichter. Danach endlich BAYSIDE, in den letzten Jahren eine der hoffnungsvollsten Combos im Hause Victory Records. Nur nach Deutschland kamen sie nie. Der Gig in der Hauptstadt war also ihr erster in der Republik – und sollte trotz bescheidener Akustik der Höhepunkt des Abends werden.

Der Klang blieb verrauscht und übersteuert, was dem Pulk herzlich egal war. Wer mitsingen konnte, stieg bei dem knalligen Set ein. Sie beschränkten sich auf die großen Kaliber („They’re Not Horses, They’re Unicorns“, „Boy“, „Montauk“, „Carry On“, „Devotion and Desire“) und gaben diese mit deutlicher Geschwindigkeitszugabe zum Besten. Dies Feuer ließen die letzte Platte „Shudder“ mitunter vermissen, so dass ihre überfällige Erstperformance in unseren Breiten zum jederzeit mitreißenden Erlebnis wurde. Man hätte diese Leistung am Merchstand würdigen können. 20 Euro (Minimum) für ein Shirt waren der musikalischen Nächstenliebe dann aber doch zu viel verlangt.

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