Melodiöse Arschtritte am laufenden Meter verteilen SILVERSTEIN auch mit ihrem neuen Album „Discovering the Waterfront“. Vom Konzept des Vorgängers „When Broken is Easily Fixed“ weicht die Band dabei nur geringfügig ab. Wozu auch? Bei der Produktion wurde ein Scheit nachgelegt, die Struktur der Songs nahezu unverändert belassen. Neu ist die Rezeptur nicht, im Grunde sogar abgestanden. Auch SILVERSTEIN bedienen sich des bekannten Wechselspiels aus Härte und Melodie, Geschrei und Gesang. Dessen ungeachtet ist „Discovering the Waterfront“ eine Scheibe mit gewaltigem Hitpotential.
Der treibende Opener „Your Sword vs. My Dagger“ gibt die Richtung vor. Wen die Platte in den ersten Sekunden nicht gepackt hat, den wird sie vermutlich auch in ihrer Gesamtheit nicht zu fesseln vermögen. SILVERSTEIN variieren die Spielarten des Emo-Hardcores weniger um der Innovation willen, sondern um dem überfischten Genre-Gewässer einige der letzten großen Fänge abzuringen. Mit Songs wie „The Ides of March“, „Already Dead“ oder dem Titeltrack „Discovering the Waterfront“ gelingt dies auf hohem Niveau beinahe durchgängig. „Always and Never“ beginnt mit einem entfesselten Feuersturm und mündet in einen mitreißenden Refrain, welcher der Güte von JIMMY EAT WORLD in nichts nachsteht.
Zwischen dem Härtegrad von THRICE und der Eingängigkeit von TAKING BACK SUNDAY wagen SILVERSTEIN den Feldzug durch klischeegebeutelte musikalische Weiten. Mit Erfolg, überzeugt „Discovering the Waterfront“ doch trotz familiärer Grundierung auf ganzer Linie. Gemessen an der Klasse des kanadischen Quintetts und den Erfahrungen mit BOYSETSFIRE und THURSDAY bleibt allerdings fraglich, ob SILVERSTEIN Victory Records in Zukunft die Treue halten werden. Den Erfolg des Debüts dürfte das Gespann mit dieser Platte locker übertrumpfen. Das Fundament ist gegossen, der Name SILVERSTEIN in die Welt getragen. Wer jetzt noch glaubt, der Emo-Hardcore sei dem Untergang geweiht, irrt gewaltig.
Wertung: (8 / 10)