„You see Santa Claus tonight you better run boy, you better run for ya life!“ – Grandpa knows best
Rekapitulation: Im Horrorfilm gibt es kaum einen Feiertag, an dem noch nicht massakriert wurde! Und wenn sogar am unbedeutendem 1. April („April Fools Day“) noch ein Irrer nervige Teens niedermetzeln darf, dann muss es am festlichsten aller Festtage (it’s Christmas time, baby!) besonders blutig zugehen. „Silent Night, Deadly Night“ (Alternativ: „Stille Nacht, Horror Nacht“) ist nicht der erste und sicherlich auch nicht der letzte filmische Versuch, der eigentlich besinnlichen Weihnachtszeit einen horriblen Anstrich zu verpassen. Eines aber ist der 1984 gedrehte Streifen ganz gewiss: der blödsinnigste.
Als Erklärung für den (ungewollt) komödiantischen Anstrich dieses bierernst abgespulten Pseudo-Schockers kann durchaus das mysteriöse Fernbleiben jeglichen Talents vor, hinter und wohl auch neben der Kamera herhalten. Das Narrative indes lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Es weihnachtet sehr, als Familie Chapman auf der nächtlichen Landstraße per Automobil unterwegs ist. Ein in Not geratener Mann im Santa-Kostüm appelliert an Papa Chapmans Mitgefühl, honoriert den humanitären Akt aber mit der Ermordung des Familienoberhauptes. Mutter Chapman trifft das gleiche Schicksal, nur muss sie vorher noch die blanke Brust gen Kamera halten.
Die überlebenden Kinder leiden fortan unter Santaclausophobie (gibt‘s wirklich!) und fristen ihr Dasein im Waisenhaus. Als Chapmans Billy Jahre später zum stattlichen jungen Mann mit dufter Mähne herangewachsen ist, jobbt er als Aushilfe in Mr. Sims Spielzeugladen. Sein Brötchengeber kommt während der feuchtfröhlichen Weihnachtsfeier auf die grandiose Idee, Billy in ein Weihnachtsmannkostüm zu stecken. Obacht Leute, denn was nun folgt könnte auch diejenigen, die dem wahrlich schlechten Filmgeschmack frönen, in tiefste Verzweiflung stürzen. Denn Billy wird selbst zum Killer-Santa! Und zu einem kreativen obendrein.
Egal ob Schlitten, Hirschgeweih oder Lichterkette, was der völlig Durchgeknallte in die Hände kriegt, wird zur Bestrafung nicht brav gewesener Zeitgenossen blutig zweckentfremdet. Es versteht sich fast von selbst, dass jede einzelne Variation des Slasher-Genres förmlich in die Welt hinausschreit: Logik inkompatibel! Fans wissen das zu akzeptieren. Doch wenn in solch absurder Manier wie hier vorgegangen wird, ist die Grenze zur Beleidigung der menschlichen Vernunft schnell überschritten. Jahrelang kriegt der kleine Billy nur beim Sichten eines Weihnachtsmannbartes Panikattacken, um sich in voller Kostümierung dann urplötzlich selbst in einen Festtagsschlächter wie den Mörder seiner Familie verwandelt. Sorry, aber das ist selbst für den jeden Anspruch unterminierenden Schlitzerfilm zu viel des Blöden.
Zumal auch der Rest nicht grade das Gelbe vom Eierlikör ist. Die schauspielerischen Leistungen unterbieten selbst die Standards dieses an Untalent nicht eben armen Metiers mit Leichtigkeit, der Sounddreck erweist sich als nervigstes 80’s-Gedudel und von einer ansatzweise spannenden Umsetzung ist man weiter entfernt als Adam Sandler von witzig. Einzig die innovativen und derben Kills des Satan Claus Billy können in ihrer charmanten Old-School-Art überzeugen. Nur bieten auch die keine Rechtfertigung dafür, eineinhalb Stunden seiner Existenz an solchen Mumpitz zu verplempern.
Lustig allerdings sind die Reaktionen, die der Film nach seiner Kinopremiere auslöste. Aufgebrachte Eltern protestierten vor den Lichtspielhäusern und forderten lauthals die Absetzung dieses Werte zerstörenden Machwerks, was sie auch tatsächlich erfolgreich durchsetzen konnten. Selbst Kritikerpontifex Roger Ebert ließ keine Gelegenheit aus, den Streifen aufs Übelste zu verdammen. Dass aber vier Jahre zuvor sogar zwei Werke gänzlich protestlos in die Kinos kamen, die Morde eines als Weihnachtsmann gekleideten Psychopathen thematisierten (nämlich „Christmas Evil“ und „To All a Good Night“), schienen die Herrschaften vergessen zu haben. Was bleibt ist ein wirklich mieser Slasher. Doch wer glaubt dies Niveau ließe sich nicht unterbieten, der braucht sich nur „Silent Night, Deadly Night 2“ zu Gemüte zu führen. Oder vielleicht besser auch nicht.
Wertung: (3 / 10)