Shoreline – Growth (2022, End Hits Records)

Musik ist Emotion. Musik ist Message. Nicht immer, aber doch im besten Falle. SHORELINE ist eine Band, die Gefühl und Botschaft untrennbar miteinander verbindet. Mehr denn je auf ihrem zweiten Album „Growth“, dessen Texte Persönliches und Politisches im Einklang auf den Punkt bringen. Den Rahmen bildet ein abwechslungsreicher Mix aus Indie-Rock, Emo-Punk und Post-Hardcore; quasi das Beste von früher und heute. Um die Platte aber in all ihrem Facettenreichtum erfassen zu können, empfiehlt sich der Blick ins Booklet, in dem Sänger und Songschreiber Hansol Seung seine Motivation erörtert, gewisse übergeordnete Themen ins Zentrum der Platte zu rücken.

Bleiben wir in diesem Kontext beim Zusammenwirken vom Persönlichen und Politischen: Der vorab vorgestellte Track „Konichiwa“ steht stellvertretend für diese Untrennbarkeit. Die Nummer, stimmlich unterstützt vom US-Musiker und Aktivisten Koji, behandelt (Alltags-)Rassismus aus Hansols Sicht (siehe dazu auch „White Boys Club“), respektive der Perspektive desjenigen, der sie als Deutscher mit koreanischen Wurzeln erleben musste. Und muss. In der Wirkung ist das ein gewaltiger Unterschied, der geradezu forciert, die eigene Wahrnehmung zu hinterfragen. Das ist umso bemerkenswerter, da „Konichiwa“ mit lockerer Melodik leicht ins Ohr geht. Was bleibt ist der Schmerz dahinter; er wird u. a. durch die Shouts im Refrain reflektiert.

Eine weitere Stärke von „Growth“ ist das Nebeneinander von Zurückhaltung und Ausbruch. Transportiert wird es über die variable Gewichtung der Einflussgrößen: „Distant“ (mit Gastsänger Philipp von SMILE AND BURN) ist – wie später auch „Western Dream“ – ein punkiger Knaller mit hymnischer Ader, „Madre“ die düster-verhaltene Verbeugung vor den Wegbereitern FAR, „Meat Free Youth“ (ergänzt durch Em von NERVUS) punktet mit poppigem Anklang, „Sanctuary“ (bereichert durch Brian von BE WELL) zelebriert die Durchschlagskraft des Hardcores. Einen Abfall an Intensität – und Eingängigkeit – gibt es auch in der Folge nicht zu vermelden. Hit reiht sich an Hit, während die Texte ein ums andere Mal zur näheren Durchdringung einladen. So bleibt zu hoffen, dass SHORELINE die Aufmerksamkeit erhalten, die sie mit diesem rundum packenden Musikwerk verdient haben.       

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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