„My mother is a shark, not a robot!“ – Opfer seltsamer Familienverhältnisse: Gil
Der anhaltende Erfolg der „Sharknado“-Reihe gibt den Verantwortlichen von The Asylum recht. Die Qualität, das zeigt Teil vier überraschend deutlich, tut dies nicht. Der Witz wirkt verkrampft, die Effekte sind entgegen des Aufwärtstrends bei Asylum-Produktionen wieder überwiegend grottig und das hohe Tempo ist paradoxerweise kein Garant für Kurzweil. Das Problem der Serie liegt im kalkulierten Trash-Kalkül, das auch im Billig-Blockbuster-Segment dem „Höher, schneller, weiter“-Prinzip unterworfen bleibt. Nur stößt die haltlose Übertreibung im jüngsten Anlauf endgültig an ihre Grenzen. Zum Eigentor wird dabei vor allem die Rückkehr von Tara Reid („Vipers“).
Über ihr Schicksal, respektive Leben oder Tod der von ihr verkörperten April, konnten die Zuschauer nach dem Cliffhanger-Finale des Vorgängers via Social Web abstimmen. Tatsächlich scheint es lange so, als hätte sich der kollektive Zuschauerdaumen gesenkt. Doch Reid greift erneut ins Geschehen ein, begleitet von einer der dusseligsten Erklärungen seit der Wiederauferstehung von Jason Voorhees im sechsten (oder auch siebten) Teil des „Freitag der 13.“-Franchise. Aber der Reihe nach. Nach fünf Jahren ohne Sharknado atmet die Welt auf. Zu verdanken ist die neue Sicherheit dem steinreichen Unternehmer Aston Reynolds (Tommy Davidson, „Black Dynamte“), der ein hochtechnisiertes Sicherheitssystem installiert hat, mit dem sich die Atmosphäre kontrollieren und jeder wasserbasierte Wirbelsturm unterbinden lässt.
Als er in Las Vegas einen „Sharkworld“-Themenpark-Hotelkomplex eröffnen will, sorgt ein Sandsturm jedoch dafür, dass neuerlich Haie durch die Luft gewirbelt werden. Glücklicherweise befindet sich aber der unverwüstliche und endgültig zum Superhelden bestimmte Fin Shepard (Ian Ziering) in der Stadt und stellt sich der Gefahr todesmutig entgegen. Nur bannen kann er sie nicht. Während Reynolds versucht, sein Sturm-Bekämpfungssystem zu optimieren und seinen Ruf zu schützen, kreuzen Fin, Begleiterin Gemini (Masiela Lusha) und andere wiederholt den zerstörerischen Weg verschiedener Tornados. Deren Ausprägungen variieren mit Geröll, Öl, Feuer oder Eis, womit der Gipfel der Abwechslung bereits erklommen wäre. Also bedrohen die fliegenden Haie wieder Menschen und US-amerikanische Wahrzeichen, bis sich alle Protagonisten zusammenfinden und den Tag retten.
Der Titel und die schräg ins Bild schwebenden Texttafeln bilden eine nette Hommage an „Star Wars“. Daneben werden – meist zusammenhanglos – „Star Trek“, „Texas Chainsaw Massacre“, „Christine“ oder „Der Zauberer von Oz“ zitiert. Die Zahl der Cameo-Auftritte ist wiederum beachtlich, wobei diesmal – neben solchen wie David Faustino („Eine schrecklich nette Familie“), TROMA-Gründer Lloyd Kaufman oder Derb-Comedian Gilbert Gottfried – vor allem ausrangierte Showgrößen vor die Kamera treten. Steve Guttenberg erwidert am Rande zudem jenen Kurzauftritt, den Ian Ziering in „Lavalantula“ absolvierte. Mit von der Partie ist auch wieder David Hasselhoff als Fins Vater Gilbert. Dass er neuerlich wenig zu tun bekommt, bleibt angesichts des kurzen Aufeinandertreffens mit den alten „Baywatch“-Kolleginnen Alexandra Paul und Gena Lee Nolin durchaus verzeihlich.
Neben ihm bereichert Gary Busey („Gefährliche Brandung“) den Cast. Als Aprils Mad-Scientist-Vater liefert er die Begründung, warum die Familie über fünf Jahre an ihren Tod glaubte – und sie plötzlich als Cyborg durch die Welt marschiert. Die Wiedervereinigung mit dem am Ende von „Sharknado 3“ geborenen Sohnemann Gil (Christopher & Nicholas Shone) gestaltet sich entsprechend schwierig. Dass der große, einmal mehr von Anthony C. Ferrante inszenierte Unsinn keinen großen Spaß (mehr) bereitet, liegt vorrangig daran, dass die Ideenfülle in der Ausführung weitgehend verpufft (siehe den Nuklear-Sharknado). Das absurd actionreiche Schundkonzept hat sein Willkommen im vierten Aufguss weitgehend ausgereizt. Vor einem weiteren Sequel dürfte das die Macher allerdings nicht abhalten.
Wertung: (3 / 10)