Shark – Stunde der Entscheidung (I/MEX/E 1988)

Selbst in Italiens Filmindustrie stand der Tier-Horror niedrig im Kurs, als in den ausgehenden 80ern „Shark – Stunde der Entscheidung“ entstand. Denn der krause Genre-Mix, bei dem die Gefahr durch einen Hai mit Elementen von (B-)Action und Thriller flankiert wird, zeigt Treat Williams („Octalus – Deep Rising“) vorrangig im Zwist mit fiesen Gangstern, die einen Korruptionsskandal vertuschen wollen, der selbst den US-Präsidenten stürzen könnte. Von solch staatstragender Dimensionierung ist Tonino Riccis („Haie am Todesriff“) – gelistet als Anthony Richmond – Genre-Potpourri allerdings weiter entfernt als Williams vom mit „Hair“ (1979) errungenen Hollywood-Ruhm.

Aber der Gagenscheck und das Ambiente von Mexikos Küste dürften als Lockmittel genügt haben, um den US-Mimen zur Mitwirkung zu bewegen. Vor betont exotischer Kulisse verdingt sich sein David Ziegler mit dem geschwätzigen Sidekick Paco (Antonio Fargas, „Shaft“) als Tauchvermittler. In Bedrängnis bringt ihn Bruder James (Carlo Mucari, „Brothers in Blood“), der einen Datenträger mit brisanten Informationen (siehe Einleitung) zur Erpressung von Geschäftsmann Rosentski (John Steiner, „Cut and Run“) nutzt. Der würde die Sache gern gewaltfrei lösen, hat die Rechnung aber ohne Chef-Handlanger Tony (Stelio Candelli, „Das Foltercamp der Liebeshexen“) gemacht, der den räuberischen Mitwisser geschwind erledigen lässt.    

Ins Visier der Unholde gerät nun David, in dessen Hütte James theatralisch zu Tode kommt. Immerhin kann der Hinterbliebene die Beweise (und erpressten Diamanten) bergen und versteckt diese – was könnte im Verständnis von Autor Tito Carpi („Sartana kommt“) näher liegen? – im Schlund eines einäugigen Hais. Dessen Aufkommen beschränkt sich auf wenige Sequenzen, was die Hoffnung auf tierischen Horror schnell ermatten lässt. Bei deren erster verliert ein Taucher durchaus effektvoll ein Bein. Das war’s aber fast schon. Dafür werden David und der Hai durch gegenseitige Antipathie geeint. Das ist genauso bestusst, wie es klingt, erhält aber dadurch Nachdruck, dass der Raubfisch, der Laute ausstößt wie ein halskranker Raubsaurier, die Leine zu Davids Motorboot durchbeißt, um selbiges aufs offene Meer zu schleppen. 

Steiner, der mit seiner flamboyanten Schurkenperformance noch die beste Figur macht, versucht derweil über Davids Ex-Frau Liz (Janet Agren, „Lebendig gefressen“) Einfluss auf ihn zu nehmen. Um diese Episode aufzulösen, braucht es wieder den Hai, der sich wie auf Abruf in Davids Angelegenheiten einmischt. Also muss es doch Tony richten, der mit Gefolge – darunter Sal Borgese („Freibeuter der Meere“) – zur Jagd auf den mit mehr Glück als Verstand gesegneten Helden bläst. Der Zweikampf zwischen Williams und Borgese im Dschungel ist eine der wenigen professionellen Szenen; Borgese weiß als Stuntman eben, wie man richtig fällt. 

Ansonsten bietet Ricci weitgehend Magerkost, der auch Christopher Connelly („The Riffs“) in seiner letzten Rolle (hier als Priester) keinen zusätzlichen Reiz verleihen kann. Die Action ist käsig, die Erzählung auf ulkige Weise lässig – siehe die Kneipenschlägerei mit Bud-Spencer-Flair (samt Soundeffekten) – und der Hai mal aus dem Stock-Archiv und mal aus faltiger Latexfolie. Immerhin die Unterwasserszenen, bei denen Ramon Bravo („Woodoo – Schreckensinsel der Zombies“) unterstützte, sind gelungen. Dass in denen aber schlussendlich wieder ein echter Hai harpuniert wird, reanimiert unnützerweise die verwerflichsten Gepflogenheiten des italienischen Exploitation-Kinos. Von diesem einsamen Aufreger abgesehen bleibt ein Film, der so bestusst ist, dass er glatt Spaß bereiten könnte. Wenn er nicht so furchtbar tranig ausgebreitet wäre.   

Wertung: 3 out of 10 stars (3 / 10)

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