Bevor Regisseur Stephen Sommers mit seinen Filmen über „Die Mumie“ (1999 und 2001) Welterfolge feierte, schrieb und inszenierte er den bewusst trashigen Monster-Horror „Octalus – Deep Rising“. Produziert mit einem stolzen Budget von 45 Millionen Dollar avancierte der kurzweilige Streifen bei konstanter Häme der Kritiker zu einem finanziellen Desaster. Freunde selbstironischer Hommagen an die B-Pictures der fünfziger bis siebziger Jahre können dennoch bedenkenlos zugreifen, versammelt sich doch ein beschaulicher Cast um einen herrlich sinnentleerten Kern bluttriefender Absurditäten.
Haudegen John Finnegan (Treat Williams, „Das Leben nach dem Tod in Denver“) transportiert mit seinem Schnellboot zwielichtige Menschen. Fragen stellt er keine, Hauptsache die Bezahlung stimmt. Die Dämlichkeit dieses Geschäftscredos wird ihm schmerzhaft bewusst, als er eine Horde schwer bewaffneter Gangster zwecks groß angelegtem Raubzug auf ein neuartiges Kreuzfahrtschiff entlässt. Denn nicht nur, dass die Verbrecher ihn und seine Mannschaft als Geisel nehmen, zu allem Überfluss hat sich auch ein krakenähnliches Monstrum dem Schiffsinneren bemächtigt. Und dessen Hunger ist nach Einverleibung der Passagiere längst nicht gestillt.
Die Story ist eine lahme – doch immerhin amüsante – Entschuldigung für turbulente Krawallexzesse. Mit spürbarem Vergnügen zelebriert Stephen Sommers die Dezimierung seines Schauspielerzirkels. Dem wohnen neben Famke Janssen („The Faculty“) und Kevin J. O´Connor („Van Helsing“) auch Wes Studi („Der letzte Mohikaner“) und Anthony Heald („Roter Drache“) bei. In weiteren Rollen agieren Djimon Hounsou („Die Insel“), Cliff Curtis („Ghost Ship“), Jason Flemyng („From Hell“), Clifton Powell („Rush Hour“) und Trevor Goddard („Fluch der Karibik“).
Um das inhaltliche Vakuum seines schrägen Schockers zu kaschieren, spart Stephen Sommers bei der effektreichen Hatz durch den High-Tech-Kreuzer kein Klischee und keine Ungereimtheit aus. Die konsequente Übersteigerung des gesamten Szenarios stellt dem Regisseur bei der übermütigen Inszenierung eine Art Freikarte für Nonstop-Nonsens aus. Und diese löst Sommers in schleimigen Ekelszenen, großzügig verspritzten Innereien und situationskomischen Zwischenspielen konsequent ein. Für cineastische Feingeister ist das denkbar ungeeignet.
„Octalus“ ist ein Tummelplatz wahnwitziger Blutbäder und trockenen Humors. Der gelöst aufspielende Treat Williams klopft bis zum augenzwinkernden Finale muntere Einzeiler und suhlt sich in konstruierter Coolness. Ab- und Überleben der Figuren sind genauso vorhersehbar, wie die simple dramaturgische Verknüpfung der Charaktere. Der Film will nicht mehr sein, als ein kurzweilig rasanter Horrorstreifen im Geiste naiver B-Klassiker des Schlages „Blob – Schrecken ohne Namen“ (1958). Hier werden mehr die Ansprüche des Auto- denn des Autorenkinos befriedigt. Wem das gefällt, der erlebt eine furiose Geisterbahnfahrt mit konsequentem Verzicht auf Logik und Inhalt. Herz, was willst du mehr?
Wertung: (6,5 / 10)