Green Day – BBC Sessions (2021, Reprise Records)

Eines muss GREEN DAY zugutegehalten werden: Sie halten ihr musikalisches Erbe in Ehren. Wie könnte die Band auch anders verfahren? Mit „Dookie“ (1994) nahmen sie maßgeblichen Anteil am jüngsten Punk-Revival und legten mit „American Idiot“ (2004) gar einen weiteren prägenden Klassiker vor. An Hits mangelt es dem über die Jahre mehr zum Rock übergesiedelten Trio damit keineswegs.

Allerdings stießen nicht alle Experimente und Entwicklungen auf ungeteilte Gegenliebe. Das bislang letzte Studioalbum, „Father of All Motherfuckers“ (2020), trieb die stilistischen Richtungswechsel zwischen Rock’n’Roll und Pop-Rock weiter, als es vielen Fans und Kritikern zusagte. Dass sie ihren Vertrag mit Majorlabel Reprise damit erfüllt hatten, hielt GREEN DAY jedoch nicht davon ab, darauf noch einmal mit der Warner-Tochter zu kooperieren und die Retro-Liveauswahl „BBC Sessions“ herauszubringen. 

Die 16 Tracks (ohne die Zusammenführung von „Brain Stew“ und „Jaded“ eigentlich 17) wurden zwischen 1994 und 2001 in den Maida Vale Studios in London für die BBC aufgenommen. Bereits das stimmt ob der Rückschau in punkigere Tage positiv und unterstreicht einmal mehr die einleitende Einschätzung. Die Sortierung der vier Sessions erfolgt anhand des jeweils veröffentlichten Albums:

„Dookie“ (1994)

01: She

02: When I Come Around

03: Basket Case

04: 2,000 Lights Years Away

„Insomniac“ (1995)

05: Geek Stink Breath

06: Brain Stew/Jaded

07: Walking Contradiction

08: Stuck With Me

„Nimrod“ (1997)

09: Hitchin‘ a Ride

10: Nice Guys Finish Last

11: Prosthetic Head

12: Redundant

„Warning“ (2000)

13: Castaway

14: Church on Sunday

15: Minority

16: Waiting

Der Studio-Livesound bietet exzellenten Klang und obendrein genug Möglichkeiten, den Albumversionen punktierte Variationsspielräume zu bescheren; erwähnt seien etwa die Textveränderung am Ende von „She“ („I’m taking speed just for for you.“), der Saxophon-Part bei „Church on Sunday“ oder vereinzelte „Oi!“-Zwischenrufe. Zudem erscheint – ganz im Sinne der eingangs erwähnten Konservierung ihres früheren Wirkens – sympathisch, dass dem „Dookie“-Kapitel mit „2,000 Lights Years Away“ auch ein Abstecher in die Prä-Major-Periode anhaftet.

Damit nicht genug, werden die „Waiting“-Beiträge (siehe dazu auch „Tune In, Tokyo…“, 2001) mit mehr Druck und Härte geschmettert. So schlagen GREEN DAY mit ihrem vierten offiziellen Live-Album, gerade nach dem insgesamt enttäuschenden „Father of All Motherfuckers“, versöhnliche (weil klassische) Töne an. Das Trio weiß eben genau, wie sich die (alten) Fans ködern lassen.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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