Musikwerke sind nicht allein für sich zu betrachten, sondern immer auch im Kontext der gesamten Diskographie einer Band. Bei SAMIAM hat die Veröffentlichungsfrequenz über die Jahre zwar merklich abgenommen, doch liefert die kalifornische Indie-Punk-Institution noch immer auf bemerkenswertem Niveau. Dabei stellt sich mit jedem neuen Output jedoch unweigerlich die Frage, wie nahe der Klassiker den Referenzwerken „You Are Freaking Me Out“ (1997) und „Astray“ (2000) kommt. Seit dem letztgenannten siebten Langspieler hat das Quintett lediglich drei weitere Alben eingespielt. Zwischen dem jüngsten, „Stowaway“, und dem direkten Vorgänger („Trips“, 2011) liegen rund zwölf Jahre. Auch in dieser Zeit waren SAMIAM präsent. Vorrangig live.
Gerade diese Beständigkeit ist es, die den Fans die Treue leicht macht. Nicht zuletzt ob des energetischen Erlebnisfaktors. Die zwölf neuen Tracks zahlen souverän auf diesen Status ein. Dabei ist zunächst beachtlich, mit welcher Kraft die erste Hälfte der Platte durchexerziert wird. Der Opener „Lake Speed“ pocht dem Titel entsprechend auf Knallgas; entfesselte Gitarren und gesteigerter Punk-Anteil inklusive. Der Gesang von Jason Beebout kommt spät, lässt es aber keineswegs an Mitgrölfaktor mangeln. Der hymnisch-melodische Charakter kommt darauf mit „Crystallized“ zum Tragen, wobei der Indie-Rock stärker in den Fokus strebt. Die Mischung aus beiden Ansätzen bietet „Lights Out, Little Hustler“, bei dem Chris Wollard (HOT WATER MUSIC) gesanglich unterstützt.
Die Nähe zu den oben genannten Vorzeige-Alben bleibt stets gewahrt, selbst wenn „Stowaway“ nicht an deren zwingende Hit-Dichte heranreicht. Allerdings war das bereits bei „Trips“ kein grundlegend herabsetzender Faktor. Denn da sind auch diesmal Knaller der Güteklasse „Shut Down“, „Scout Knife“ (ein unbedingter Anspieltipp!) oder „Something“. Nach hinten raus holen SAMIAM allerdings zur Drosselung aus. Der Punk-Anteil wird zurückgefahren, mit „Natural Disasters“ gar ungewohnte Lässigkeit offenbart. Doch selbst wenn die Hits nicht mehr so geballt gereicht werden, möchte man keinen der Tracks auf „Stowaway“ missen. In dieser Hinsicht ist eben alles wie gehabt, garniert mit der bewährten Portion Leidenschaft (diesmal vor allem bei den Gitarren). Ergo eine Platte, die für sich betrachtet wie auch im Diskographie-Kontext den Nachhall erzeugt, der Band und Oeuvre seit vielen Jahren auszeichnet.
Wertung: (8 / 10)