Mit „Astray” erklommen SAMIAM ihren Zenit. Jede weitere Platte würde nach diesem Meisterwerk eine andere Ära einläuten. So viel war sicher. Angefacht durch ständige Auflösungsgerüchte vergingen sechs Jahre. In dieser Zeit beehrte das Gespann ihre Fans mit wiederholten Konzertausflügen und dachte zwischenzeitlich gar die Veröffentlichung einer EP an. Daraus wurde nichts. Statt dessen sorgte die Ankündigung eines neuen Albums für Rauschen im Blätterwald. Gestreut wurde die Nachricht von Burning Heart Records, seit 1997 für die europaweite Veröffentlichung der Erzeugnisse aus dem Hause SAMIAM befähigt. Es sollte sich also tatsächlich etwas bewegen.
Mit dem brillanten Vorgänger pflegt „Whatever’s Got You Down“, der mittlerweile siebte Langspieler der Kalifornier, nur noch entfernte Stilverwandtschaft. Die Platte trägt unverwechselbar die Handschrift von SAMIAM, verwirft das Erfolgsrezept von „You Are Freaking Me Out“ und „Astray“ aber zugunsten eines in dieser Form nicht zu erwartenden Regress. Der Sound ist reduziert, gleichwohl die Stimme von Sänger Jason Beebout. Abermals trägt er die Songs, diesmal jedoch mit weniger Melodie und mehr Kraft. Von der ursprünglichen Besetzung, deren Zusammenschluss auf das Jahr 1988 zurückgeht, ist neben Jason nur Gitarrist Sergie Loobkoff übrig. Der Ausstieg des zweiten Ur-Gitarristen James Brogan ließ vielerorts die Frage aufflammen, inwiefern Ersatzmann Sean Kennerly die bewährte Melodieführung verändern würde.
SAMIAM belassen den Stücken eine ungeschliffene Note. Die Unterproduktion gestaltet die Rezeption gewöhnungsbedürftig. Doch ist es gerade dies raue Element, welches die Scheibe von der übrigen Werkschau der Melody-Core-Helden abhebt. Am ehesten vergleichbar scheint sie mit der 1992 veröffentlichten „Don’t Break Me“-10“. Allerdings mit dem feinen Unterschied, dass die Instrumentierung auf dem gegenwärtigen Stand ausgefeilter wirkt. Erwartungsgemäß wenig geändert hat sich in Sachen Songwriting. Kaum eine Band versteht sich derart perfekt auf die nüchterne Emotionalisierung und das Verströmen von melancholischem Optimismus. „Whatever’s Got You Down“ ist eine Platte, die zurückversetzt und gleichzeitig nach vorn bringt. Eine bemerkenswerte Leistung, die sicher nicht flächendeckende Begeisterung hervorrufen wird.
Wertung: (7 / 10)