Jetzt kommen die Zombies auch über Berlin! Das Genre der lebenden Leichen wurde hierzulande in der Vergangenheit meist über amateurhaften Splatter (siehe Schnaas‘ „Zombie ’90“) abgehandelt. Durch das neuerliche Aufbranden der Untoten-Welle in Hollywood kamen allerdings auch Deutschlands Filmschaffende auf den Geschmack. Doch weder die Klamotte „Die Nacht der lebenden Loser“, noch der klischeehafte Öko-Thriller „Virus Undead“ vermochten zu überzeugen. Verblüffenderweise gelingt es ausgerechnet dem für die ZDF-Reihe „Das kleine Fernsehspiel“ gedrehtem TV-Film „Rammbock“, das Thema auf relativer Augenhöhe mit zeitgenössischen Klassikern (u.a. „28 Days Later“) zu behandeln.
Regisseur Marvin Kren und Autor Benjamin Hessler mischen in knapp einer Stunde Spielzeit Wutseuche und Liebes-Drama, wenn der weinerliche Wiener Michi (Michael Fuith, „Rimini“) seiner nach Berlin entflohenen Gabi (Anna Graczyk) hinterher reist. Die Hoffnung auf spontane Versöhnung wird von einem plötzlich in Gabis Wohnung tobenden Handwerker zerstört. Mit dessen jungem Lehrling Harper (Theo Trebs, „Das weiße Band“) verschanzt sich Michi, die Gabi aber bleibt unauffindbar. Während im Hof des Altbaublocks Horden von rasenden Kannibalen stellvertretend fürs gesamte Stadtgebiet den Untergang proben, versuchen sich die in ihren Wohnungen eingeschlossenen Überlebenden zu solidarisieren. Eine halsbrecherische Flucht später findet Michi seine Liebste auf dem Speicher – in den Armen eines anderen.
„Rammbock“ orientiert sich bei der Spannungserzeugung und den sporadischen Gewaltausbrüchen an den Standarten des modernen Zombiefilms. Kaum ist Michi bei Gabis Domizil angekommen, bricht auch schon die Hölle los. Wer es sich erlauben kann, übt sich in Menschlichkeit, dem Rest ist nur am eigenen Wohl gelegen. Die Empfindlichkeit der gierigen Meute gegen grelles Licht dient als Ausweg aus der Misere. Schusswaffen gehören in deutschen Häusern (im Gegensatz zu Digitalkameras) schließlich nur vereinzelt zum Inventar. Ohne Längen wird die Geschichte vorangetrieben und trotz wachsender Verzweiflung mit einem Hauch von Ironie gewürzt. Das Rad erfinden Kren und Hessler damit zwar nicht neu, erfreulich hochwertig ist ihr bitteres Kammerspiel aber fraglos geraten.
Wertung: (7 / 10)