Army of the Dead (USA 2021)

„Everything we did. All those people we saved. Look what it got us. But what if, just once, we did something for us?” – Scott

Im Umgang mit Untoten hat Zack Snyder („Justice League“) einschlägige Erfahrungen: 2004 inszenierte er das intensive Remake des Klassikers „Dawn of the Dead“. Zombie-Horden dirigiert er auch in der Netflix-Produktion „Army of the Dead“ – lässt bei deren Bekämpfung statt bitterem Ernst aber süffisante Überspitzung walten. Dass Snyder als Regisseur, Produzent, Autor und Kameramann in Erscheinung tritt, bindet den Film in nahezu allen Belangen an ihn. Derartiges Commitment gibt es sonst nur bei absoluten Herzensprojekten zu erleben. Gemessen an der durchwachsenen Gesamtgüte bleibt zu hoffen, dass es in diesem Fall anders ist.

Das soll nicht bedeuten, der Streifen wäre misslungen. Allerdings ist er eher der Kategorie „Hirnloser Spaß“ zuzuordnen. Das erscheint angesichts der Untoten-Prämisse passend, nur macht es Snyder dem Publikum mit überbordender Klischeefülle und einem nie ausgewogenen Nebeneinander von Ironie und Dramatik schwerer als notwendig. Das unterstreicht gleich der Auftakt, bei dem ein frisch vermähltes Paar, bedingt durch Fellatio während der Fahrt, auf dämmriger Straße in einen Militärtransporter rast. Nach einer Explosion in Michael-Bay-Manier entpuppt sich die geheime Armeefracht als zombiehafte Überkreatur (Stuntman Richard Cetrone, „Rebel Moon“), die erst die Begleitsoldaten und anschließend das nahegelegene Las Vegas aufmischt.

Der Vorspann zeigt im Zeitraffer, was andere Filme zur Gesamthandlung erheben: Eine Spezialeinheit im Zentrum des Chaos, menschliche Tragödien und berstende Körper. An Überhöhung – und schnellen Schnitten – lässt es Snyder nicht mangeln. Kurz darauf ist das Glücksspiel-Mekka von der Außenwelt abgeriegelt; mit unzähligen fleischfressenden Ghouls darin. Jahre später gedenkt der US-Präsident, die Angelegenheit mit einem nuklearen Sprengsatz endgültig zu bereinigen. Bevor es soweit ist, wird Scott Ward (Dave Bautista, „Guardians of the Galaxy“), einer der Soldaten aus der Vorspann-Montage, von Casino-Eigner Tanaka (Hiroyuki Sanada, „Bullet Train“) angeheuert, 200 Millionen Dollar aus einem Safe in der Sperrzone zu bergen.

„You all keep talking about the city like it’s their prison. It’s not. It’s their kingdom.” – Lilly

Also wird eilig eine Gruppe Kollaborateure rekrutiert: Scotts Vertraute Maria (Ana de la Reguera, „The Forever Purge“) und Vanderohe (Omari Hardwick, „Power“), Pilotin Marianne (Tig Notaro, „Glitter & Doom“), Social-Media-Haudegen Guz (Raul Castillo, „Cash Truck“), Tanakas rechte Hand Martin (Garret Dillahunt, „Fear the Walking Dead“) und der deutsche Safeknacker Dieter (erhielt mit „Army of Thieves“ sein eigenes Spin-Off: Matthias Schweighöfer). Beim unerkannten Eindringen ins Zielgebiet stößt die ortskundige Lilly (Nora Arnezeder, „Safe House“) zu ihnen, die in einem nahen Camp arbeitet, in dem auch Scotts von ihm entfremdete Tochter Kate (Ella Purnell, „Yellowjackets“) Freiwilligendienst schiebt. Sie schließt sich der gefährlichen Mission an, um eine verschwundene Freundin zu suchen. Partielle Rührseligkeit ist damit garantiert.

Allerdings tragen die Emotionen bei der ohnehin zu üppigen Spielzeit (rund zweieinhalb Stunden) lediglich zur Dehnung bei. Dabei offenbart die Mischung aus „Ocean’s Eleven“ und der „Dead Island“-Videospielreihe oft genug stattliche Kurzweil. Das Setting des ruinösen Las Vegas gefällt, die Schauspieler zeigen ungeachtet der eindimensionalen Figuren Einsatz (oder mehren im Falle des chargierenden Schweighöfer den Unterhaltungswert) und das CGI-Blut spritzt reichhaltig. Obendrauf gibt es einen untoten Tiger und – als Sublimierung der klassischen, in Möglichkeiten und Gefahrpotential limitierten Untoten – die elitären Super-Zombies auf den Spuren der Infizierten aus „I Am Legend“ (2007).

Da diese, angeführt vom eingangs ausgebrochenen Alpha-Wiedergänger, bald zur organisierten Jagd auf die Eindringlinge kreischen, erscheint „hirnlos“ nicht mehr ganz so treffend. Also wird die Action in Hälfte zwei ruppiger und das Sterben greift auf Scotts Gefolgschaft über. Dass Martin eigene Pläne verfolgt und Kate von der Freundinnenrettung auch dann nicht abrückt, als der vorgezogene Einäscherungstermin der Stadt zur Eile mahnt, darf stellvertretend für die Klischeefülle der Erzählung bemüht werden. Und dass Drahtzieher Tanaka vollends vergessen wird und Snyder seiner Geschichte einen absurd konstruierten Epilog spendiert, der die Tür für eine Fortsetzung offenstehen lässt, zeugt auch nicht gerade von Konsistenz. So bietet „Army of the Dead“ reichlich Raum für Kritik. Wer es aber allein auf partiell splattrige Unterhaltung ohne Anstrengung des Denkapparates anlegt, kann mit diesem unausgewogenen Horror-Action-Schwank fraglos eine gute Zeit erleben.

Wertung: 5.5 out of 10 stars (5,5 / 10)

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