Resident Evil: Welcome to Raccoon City (D/USA/CAN 2021)

Willkommen in Raccoon City. Eine ersehnte Rückkehr ist es nicht. Dafür fiel die Gesamtqualität der sechsteiligen „Resident Evil“-Reihe (2002 – 2014) schlicht zu dürftig aus. Einer der Hauptkritikpunkte seitens der Fans des zugrundeliegenden Videospielklassikers: die mangelnde Vorlagentreue. Die ist beim Reboot nicht das Problem. Eher noch das größte Pfund. Dafür liegen die Schwächen an anderer Stelle – und erweisen sich als so hervorstechend, dass sie die Nähe zum Konsolen-Ursprung häufig übertünchen. Da nützen „47 Meters Down“-Regisseur Johannes Roberts auch diverse direkt verfilmte Game-Szenen wenig. Eine davon bringt den Burger mampfenden Trucker ein, der Claire Redfield (Kaya Scodelario, „Maze Runner“) in die Stadt fährt, wo sie ihren Bruder Chris (Robbie Amell, „The Flash“) aufsuchen will.

Die Sequenz samt überfahrenem Zombie und explosivem Auskommen entstammt dem Remake von „Resident Evil 2“ (2019). Kenner der Polygon-Materie dürfen sich erfreut zeigen. Was fehlt ist, anders als bei den Spielen, die nervenzerrende Atmosphäre. Die wird vornehmlich von den grundlos überzogenen Charakterprofilen getüncht, die bekannte Figuren wie Albert Wesker (Tom Hopper, „Terminator: Dark Fate“), Jill Valentine (Hannah John-Kamen, „Ready Player One“) oder Polizeinovize Leon Kennedy (Avan Jogia, „Zombieland: Doppelt hält besser“) in Klischees baden lassen. Claire, die mit Chris im örtlichen Waisenhaus aufgewachsen ist, floh einst aus Raccoon City, als sie von Dr. Birkin (Neal McDonough, „Boon“) für genetische Experimente des Umbrella-Konzerns missbraucht werden sollte.

In der Gegenwart ist die Stadt, bedingt durch den Unternehmensrückzug, sichtlich heruntergekommen. Claire, die Nachforschungen zu den Verfehlungen von Umbrella anstellt, konfrontiert ihren Bruder, mittlerweile als Polizist tätig, mit den Ergebnissen. Nur will der davon nichts wissen. Das ändert sich im aufziehenden Chaos: Giftstoffe im Wasser haben die Menschen krankgemacht und verwandeln sie allmählich in blutrünstige Bestien. Als Teil des Alpha-Teams, zu dem auch Wesker und Valentine gehören, bezeugt Chris den Schrecken, als er das Verschwinden von Kollegen in einem abgelegenen Anwesen untersuchen soll. Dabei bindet Autor und Regisseur Roberts nicht nur markante Szenen aus dem Original-Game ein (etwa die klassische erste Zombie-Begegnung), sondern lässt auch bei der detailreichen Ausgestaltung der Sets Sorgfalt walten.

Die darüber gestülpte Story, die unter Anwesen und Waisenhaus einen Umbrella-Komplex mit grausiger Geheimnisfülle offenbart, erweist sich allerdings als inkohärente Motivsammlung, bei der Roberts Coolness meist mit Albernheit verwechselt. Für kalkuliert humorige Untertöne soll neben dem verpeilten Leon Polizeichef Irons (Donal Logue, „Blade“) sorgen. Doch konterkarieren gerade diese Figuren ein beständig bedrohliches Stimmungsbild. Da helfen auch bizarre Monster wie die beliebten Licker oder der am Ende durch das von ihm entwickelte G-Virus mutierende Birkin wenig. Dabei hätte sich auch diesmal genug Stoff für einen brauchbaren Film und mehr noch eine angemessene Game-Adaption geboten. Genutzt wurden die Chancen leider kaum. Die in der Abspannszene durch eine charakteristische Sonnenbrille und Ada Wong (Lily Gao, „Rabid“) angedeutete Fortsetzung erscheint daher auch diesmal nur bedingt reizvoll. Aber das sind die Fans von „Resident Evil“-Realverfilmungen ja längst gewohnt.

Wertung: 4.5 out of 10 stars (4,5 / 10)

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