Prey – Beutejagd (NL 2016)

In den 1980ern etablierte Dick Maas den niederländischen Genrefilm praktisch im Alleingang. Internationales Aufsehen erregte er bereits mit seinem Kino-Einstand „Fahrstuhl des Grauens“ (1983), dem u. a. die derbe Sozial-Klamotte „Eine Familie zum Knutschen“ (1986) und der bis heute geachtete Grachten-Giallo „Verfluchtes Amsterdam“ (1988) folgten. Mit „Prey – Beutejagd“, seinem ersten Werk seit „Quiz“ (2012), konnte Maas jedoch nicht an alte Glanzzeiten anknüpfen. Schlimmer noch verzeichnete der heute 69-jährige in seiner Heimat einen für ihn nie gekannten kommerziellen Misserfolg.

Dabei standen die Vorzeichen keineswegs schlecht. Denn sein in Amsterdam angesiedelter Beitrag zum Tier-Horror-Revival vereint im Stile des erwähnten „Verfluchtes Amsterdam“ (wohlgemerkt nicht zwingend ausgewogen) Schock und Scherz. Nur dass diesmal kein Killer im Taucheranzug die niederländische Kapitale unsicher macht, sondern ein verirrter menschenfressender Löwe. Der schleicht zu den Anfangstiteln, manifestiert in subjektiver Kamerafahrt, aus dem Wald ins Stadtgebiet. Auf einem Pferdehof gibt es tags darauf fünf übel zugerichtete Leichen zu beklagen.

Für die von den Einsatzkräften konsultierte Veterinärin Lizzy (Sophie van Winden, „Code Blue“) ist die Urheberschaft einer Großkatze offensichtlich. Ehe die Behörden das auch so sehen, müssen jedoch erst weitere Menschen ihr Leben lassen. Als sämtliche von Polizeichef Zalmberg (Theo Pont, „Fahrstuhl des Grauens“) angeordneten Maßnahmen gescheitert sind, kontaktiert Lizzy den professionellen und obendrein schwerbehinderten Großwildjäger Jack (Mark Frost, „Faust: Love of the Damned“), um den gefährlichen Löwen zur Strecke zu bringen. Sehr zum Unwill ihres notorisch untreuen Freundes Dave (Julian Looman, „Der Pass“), erweist sich Jack doch als Lizzys Ex-Geliebter.

Die betont makabre, mit deftigen Masken und Make-Up-Effekten gespickte Genre-Variation variiert gängige Klischees durchaus überraschend. Neben der Löwenattacke in der Tram gilt dies vorrangig für die von Maas fast übertrieben eingesetzten Kindstötungen, die Hollywoods Hang zu politischer Korrektheit merklich widerstreben. Obendrein lässt der Filmemacher die Frage offen, woher der technisch überzeugend durch CGI und Animatronics zum Leben erweckte Löwe eigentlich stammt. Seine Erfahrung spielt Maas, der neben der Regie auch Drehbuch, Produktion und Musik besorgte, souverän aus. An Unterhaltungswert mangelt es seiner flott abgehandelten und lustvoll gespielten Ergänzung zum tierischen Horror-Segment trotz wenig herausragender Gesamtanmutung damit jedenfalls nicht.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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