In den ersten Jahren der noch immer ungebrochen beliebten Hörspielreihe offenbarte Benjamin Blümchen einen tendenziell subversiven Charakter. Nicht selten drehten sich die frühen Folgen um das Aufbegehren gegen Machtstrukturen und die Unterminierung staatlicher Autoritäten. Als Paradebeispiel bietet sich „Benjamin Blümchen auf dem Baum“ an, der in der Serie achte Auftritt des sprechenden Zoo-Elefanten, in dem das Pflichtbewusstsein eines städtischen Gärtners etwa mit denen gleichgesetzt wird, „die den Krieg machen“.
Im Laufe der Jahre verschwand dies „linksgrünversiffte“ Moment. Am Ende demolierte der große graue Berg nicht einmal mehr Türen, wenn er sie mit seiner kaum kalkulierten Körperkraft öffnete. Die neueren Folgen erweisen sich als vollends kindgerecht. Selbst für die ganz Kleinen. Mit simplen Problemhorizonten und einer moralischen Überschaubarkeit, die der primären Zielgruppe die Reflexion erleichtert. Diesen Weg des geringsten Widerstands beschreitet auch der erste Kinofilm zum Thema, in dem sich Benjamin (mit der bewährten Stimme von Jürgen Kluckert) und sein Menschenfreund Otto (Manuel Santos Gelke, „TKKG“) gegen die Modernisierung des Neustädter Zoos stemmen.
Mit der hat der Bürgermeister (Uwe Ochsenknecht, „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“) die durchtriebene Zora Zack (angemessen überzogen: Heike Makatsch, „Die Bücherdiebin“) beauftragt. Immerhin scheint Zoodirektor Tierlieb (Friedrich von Thun, „Zimmer mit Stall“) der Aufgabe kaum mehr gewachsen, den maroden Tierpark instand zu halten. Doch Frau Zack verfolgt eigene Pläne, die Luxus-Apartments neben Tiergehegen vorsehen. Benjamin soll als „aufgehippter“ Fürsprecher die nötige Akzeptanz schaffen. Allerdings sorgt das für Konflikte mit Otto, die von der neuen Zooleitung gezielt geschürt werden.
Mit Hilfe von Zoowärter Karl (Tim Oliver Schultz, „Club der roten Bänder“), der merklich verjüngten – und ihrer Schrulligkeit fast vollständig beraubten – Reporterin Karla Kolumna (Liane Forestieri, „Quatsch und die Nasenbärbande“) sowie Ex-Spion Walter Weiß (sympathisch aus der Zeit gefallen: Dieter Hallervorden, „Honig im Kopf“) versuchen die Freunde, Frau Zacks Modernisierungspläne zu durchkreuzen. Doch dafür müssen Benjamin und Otto zunächst ihre Differenzen beilegen.
Kindern mag die erste Realverfilmung ihres tierischen Helden solides Vergnügen bereiten. Sieht man von diesem fraglosen Minimalziel ab, bleibt jedoch kaum mehr als kalkuliert keimfreies und visuell obendrein nahezu surreal poliertes Familienkino übrig. Eines der größten Versäumnisse ist dabei, dass der betont kindliche Witz bereits keinem Grundschüler mehr das Zwerchfell massiert. Der faltenfrei animierte Titelheld verfügt in seinem ersten Realfilm damit über verblüffend wenig Charme und obendrein eine weit geringere Nachhaltigkeit als bei seinen zeitlosen Hörspielabenteuern. Dass die Zoo-Band zu Beginn deren originäres Titelstück anstimmt, lässt den alten Geist von „Benjamin Blümchen“ daher nur umso schmerzlicher vermissen.
Wertung: (4,5 / 10)