Bad Boys for Life (USA 2020)

„Ride together. Die together.“

Hollywood beweist Fortsetzung um Fortsetzung, dass frische Ideen in der US-Filmbranche rar gesät sind. Echte Überzeugungskraft weisen dabei nur die wenigsten Sequels auf. Aber sie bleiben eine veritable Einnahmequelle mit immerhin überschaubarem Investitionsrisiko. Den jüngsten Beweis offeriert „Bad Boys for Life“, der späte dritte Aufguss des Michael-Bay-Durchbruchs von 1995. Zwischen dem zwiespältigen, 2003 gereichten zweiten Teil und besagter jüngster Ausweitung zur Trilogie lagen stolze 17 Jahre. Die sind an den Hauptdarstellern Will Smith („Gemini Man“) und Martin Lawrence („Beach Bum“), beide immerhin jenseits der 50, keineswegs spürbar vorbeigegangen.

Zumindest der im Karriereknick steckende Lawrence musste angesichts einer gewissen Leibesfülle zunächst in Form gebracht werden. Die körperlich anspruchsvollere Performance obliegt aber ohnehin wieder dem auch produzierenden Smith, dessen draufgängerischer Cop Mike Lowry diesmal Ziel eines persönlichen Rachefeldzugs wird. Neben ihm hat es die rassige mexikanische Drogenbaronin Isabel Aretas (Kate del Castillo, „69 Tage Hoffnung“) auf verschiedene Würdenträger Miamis abgesehen, die ihr Imperium einst zu Fall und sie in den Knast brachten. Nachdem sie so absurd wie skrupellos aus der Haft geflüchtet ist, schickt die Matriarchin ihren instrumentalisierten Sohn Armando (Jacob Scipio, „We Die Young“) aus, die Familienfeinde zu eliminieren.

Als Mike nach einem Attentat nur knapp dem Tode entrinnt, setzt er alle Hebel in Bewegung, um die Drahtzieher unschädlich zu machen. Doch es gibt Probleme: Aufgrund der persönlichen Betroffenheit (und Motivation) kann ihn Captain Howard (Joe Pantoliano, „Matrix“) nicht ins Ermittlungsteam der ihm zugeneigten Rita (Paola Nunez, „The Purge“) – mit dabei sind Vanessa Hudgens („Spring Breakers“), Alexander Ludwig („Vikings“) und Charles Melton („Riverdale“) – integrieren. Und Partner Marcus Burnett (Lawrence) ist auch keine echte Hilfe. Schließlich denkt der, „Lethal Weapon“ lässt grüßen, vorrangig an die vorzeitige Verrentung und ein sorgloses Leben im Bademantel auf der Couch.

Aber selbstredend raufen sich die alte(rnde)n Freunde zusammen, um die Gangster das Fürchten zu lehren und der streng nach Vorschrift agierenden Rita zu zeigen, dass Regelbrüche beizeiten das probatere Mittel darstellen. Für Mike bedeutet der Fall abseits gewohnter Trigger-Happy-Passagen allerdings auch die schmerzliche Aufarbeitung der eigenen (amourösen) Vergangenheit. Mehr Novitäten als diese serviert das Michael Bay (mit einem Gastauftritt als Hochzeits-Moderator) beerbende belgische Regisseurs-Duo Adil El Arbi und Bilall Fallah nicht. Die Filmemacher, die Produzent Jerry Bruckheimer durch Gangster-Dramen wie „Black“ (2015) und „Patser“ (2018) beeindruckten, setzten das u. a. von Joe Carnahan („Das A-Team – Der Film“) verfasste Skript nach Maßgabe der Vorgänger um, ohne sich dabei dem Bay’schen Bombast-Duktus verpflichtet zu fühlen

Das gilt für die trotz Jugendfreigabe blutbesudelte Comic-Action und ebenso den zweifelsfrei amüsanten, im Kern jedoch angestaubten Kumpel-Humor. Damit ist „Bad Boys for Life“ ein typischer Aufguss einer typischen Action-Komödie. Fans der Reihe werden mit Einflechtungen stilistisch prägender Inszenierungskniffe der Vorgänger, liebgewonnener Nebenfiguren und natürlich der zänkischen Interaktion von Smith und Lawrence bei Laune gehalten. Originell, geschweige denn überraschend, ist das kaum, immerhin aber knackig umgesetzt und mit der gewohnten Wonne gespielt. Aufgrund des kommerziellen Erfolgs, der die beiden Vorgänger überflügelte, wird bereits an einer weiteren Fortsetzung gefeilt. Eine vorzeitige Verrentung der „Bad Boys“ ist damit kein Thema. Ein Ende von Hollywoods Sequel-Flut ebenfalls nicht.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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