„Auch dieses Jahr bleibt alles anders.“ – ‘Bleibt alles anders‘
Der Kalender hinterlässt seine Spuren. Weniger bezogen auf die sonnigen, die warmen Tage, als vielmehr die im grauen Dunst des Seins belassenen. Das Debütalbum von PLEIL klingt nach herbstlichem Trübsinn, nach braun gefärbtem Laub auf feuchtem Grund. So impliziert es auch das karge Cover. Wobei Corona-Isolation im Schönwetter-Frühling das streng von Melancholie durchzogene Sinnbild fast noch perfekter umreißt.
Der einstige CLOUDBERRY-Frontmann Marco Pleil kontert große Gesten mit Minimalismus. Da ist nur er, der Sänger/Songschreiber, mit seiner Stromgitarre. Lo-fi ohne alles. Akustik kann schließlich jeder. Ein rundes Dutzend Songs findet sich auf „Die Spur des Kalenders“. Jeder einzelne kündet von der Bedeutung, die jede Silbe und jede Note für ihren Urheber einnehmen. Die Stücke sind durchweg persönlich, bisweilen fast intim. Auf jeden Fall aber reduziert, zurückgenommen, unaufgeregt.
Aufgrund der überschaubar dimensionierten Prämisse fällt es zunächst schwer, die Platte nicht allein als Ganzes zu betrachten. Doch forciert gerade das die nähere Beschäftigung mit Form und Inhalt. Erst allmählich werden die Konturen schärfer. Dann laden „Bleibt alles anders“, „Melanchronik“ oder „Nein-Maschine“ zum Mitsingen ein, während „Unter Schafen“ mit (verhältnismäßig) dynamischem Rhythmus punktet.
Allerdings gibt es unter der schwermütigen, zart rockigen Oberfläche von „Die Spur des Kalenders“ insgesamt weit mehr zu entdecken, als auf den ersten Blick erkennbar scheint. Leicht verdaulich fällt die Scheibe damit keineswegs aus. Gerade deshalb ist sie aber eine klare Empfehlung für Wertschätzer eigensinniger Klangkompositionen. Weniger ist manchmal eben doch einfach mehr.
Wertung: (7,5 / 10)