Der Ole – Durch die Zeit (2020, Alster Records)

Ein Album für jeden Geschmack. Mit politischem Bläser-Punk, stadiontauglicher TOTEN-HOSEN-Anlehnung, 80’s-Rock und zeitgenössischem Pop-Appeal. Passt das zusammen? Auf „Durch die Zeit“ schon. Dahinter steht Ole. Nicht ein Ole, sondern DER OLE. Der stand früher bei MASSENDEFEKT am Mikro und zieht seit geraumer Zeit sein eigenes Ding durch, quasi als Singer/Songwriter in Full-Band-Montur. Wobei die semi-akustischen Balladen, wie „Schwarz wie die Sonne“ und „Du und ich“ belegen, ebenfalls zum Repertoire des Rheinländers zählen.

Die Scheuklappen legt Ole, eigentlich Christian Olejnik, über die 16 auf seinem Solo-Zweitwerk enthaltenen Tracks jedenfalls konsequent ab. Wobei „Solo“ angesichts von mehr als 120 (!) Begleitmusikern (u. a. die gesamte Mannschaft von PLANLOS) ein wenig kurzgegriffen scheint. Die (Deutsch-)Punk-Attitüde des Auftakts „Die Stunde Null“ (oder später auch dem thematisch ob seines Titels in die Irre führenden „Bullenstaat“) ist dabei keineswegs stellvertretend für ein Album, auf dem sein Urheber lieber einen Gang zurücknimmt als das Potential seiner Musik in krawalligen Klängen aufgehen zu lassen. Entsprechend ist Ole immer dann am besten, wenn er sich von allem Erwartbaren löst. Einschließlich der Punk-Attitüde.

Die trefflichsten Beispiele sind die düster rockende Morität „Das Mädchen vom Chateu Rikx“ und der melancholische Revue-Anklang „Mimi Mandalay“. Der Vielseitigkeit werden aber auch durch das Cover des irischen Volkslied-Klassikers „The Wild Rover“ oder gelungenen Pop-Rock-Exkursionen wie „Die Amsel mit dem Drosselbart“ oder „Von hier aus ohne mich“ Nachdruck verliehen. Zu entdecken gibt es damit einiges auf „Durch die Zeit“. Vor allem Geschichten zwischen Traum und Wirklichkeit. Zwar scheinen diese nicht immer durch einen roten Faden verknüpft – oder gleichwertig einnehmend –, doch bleibt jederzeit spürbar, wie viel Herzblut in dieser Platte steckt. Da ist tatsächlich für jeden etwas dabei.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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