Kensington Road – Sex Devils Ocean (2021, Timezone Records)

Was für ein Albumtitel: „Sex Devils Ocean“. Das klingt nach Bahnhofskino der 70er, lupenreinem Grindhouse-Sleaze, aber nicht zwingend nach Rockmusik. KENSINGTON ROAD scheren sich aber offensichtlich wenig um die anrüchigen Implikationen, die der Name ihres vierten Langspielers potentiell in sich trägt. Ob sie es bewusst darauf anlegen, soll an dieser Stelle nicht gemutmaßt werden. Denn nötig hat die Musik der Berliner solche Maßgaben nicht.

Das liegt vorrangig an der internationalen Qualität der Band, die nicht einfach auf schnöde Stadionhymnen setzt, sondern Rock zelebriert, dessen Einflussgrößen sympathisch breit gestreut bleiben. So fühlt sich das Gespann um Frontmann und Impulsgeber Stefan Tomek sowohl im Indie- als auch im Alternative-Bereich heimisch. Das führt auf „Sex Devils Ocean“ zwangsläufig dazu, dass eine eher schwelgerische Nummer wie der textlich um verschiedene Formen von Abschied kreisende Titeltrack auf das flott nach vorn gehende „Pablito Pablito“ trifft. Der Vielfalt, wie u. a. auch das lässige „Class of 92“, das poppige „Change Is Good“ oder das balladeske „Steve Shoeman“ zeigen, ist damit aber längst nicht Genüge getan.

Ein Attribut wie „kernig“, und sei es auch noch so abgedroschen, fasst das jüngste Werk von KENSINGTON ROAD treffend zusammen. Gemessen an den bisherigen Erfolgen des Fünfers erscheint die aufgezeigte Dynamik durchaus überraschend. Denn nicht wenige Künstler wären vermutlich dem poppigen Weg des geringsten Widerstands erlegen. Hier jedoch muss man Ecken und Kanten nicht lange suchen. Und Herzblut sowieso nicht. Nur nach dem Bahnhofskino-Flair sollte besser woanders gefahndet werden.   

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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