Pleil – Liebe Grüße!/Jazz ist keine Option (2021, Timezone Records)

Die Zeiten sind hart. Die Corona-Konsequenzen lassen den kulturellen Sektor schrittweise ausbluten. Mal sehen, wie groß (oder klein) das übergeordnete Angebot am Ende bleibt. Relativ ungerührt – trotz aller Entbehrungen in Sachen Live-Darstellung – können sich immerhin die Künstler geben, die von ihrem kreativen Schaffen nicht vollends finanziell abhängig sind. So wie PLEIL, der sein letztjähriges Debütalbum „Die Spur des Kalenders“ mitten in der ersten Lockdown-Phase veröffentlichte. Da passt es, dass auch seine neue Single „Liebe Grüße!/Jazz ist keine Option“ in einer weiteren Periode des heruntergefahrenen öffentlichen Lebens erscheint.

Das entgegen des Digitaltrends auf Vinyl gepresste Song-Duo verdankt seine 7“-Physis der Hessischen Kulturstiftung, die unter dem ungelenken Leitgedanken „Hessen kulturell neu eröffnen“ verschiedenen Kreativschaffenden die Möglichkeit bietet, mit ihrer Kunst zur werkschöpferischen Vielfalt – und mehr noch dessen Erhaltung – beizutragen. Beide Stücke sind nicht auf „Die Spur des Kalenders“ zu finden, sondern erscheinen exklusiv. Es sind die ersten neuen Lieder, die PLEIL nach dem Album-Output schrieb. Entsprechend nah rangiert die Essenz zum Auftakt von „Liebe Grüße!“ an der des Langspielers. Da sind die melancholisch gefärbte Stimme und die Stromgitarre. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Oder doch?

Tatsächlich gelingt PLEIL die Anknüpfung unter Auslotung neuer Wesenszüge. Und seien sie bisweilen auch noch so dezent akzentuiert. Das beginnt beim Gesang, der bei der Betonung von Textzeilen wie „Lebe gut, aber bleib gesund“ (auf der A-Seite) durchaus die Nähe zu Thees Uhlmann sucht. Musikalisch zeugt vor allem „Jazz ist keine Option“ von Vielseitigkeit. Allein schon des einleitenden Drum-Loops wegen. Ganz zu schweigen vom poppigen Rhythmus, der von schwelgerisch rockiger Gitarre überschattet bleibt. Der spannendere – und obendrein leichter zugängliche – Beitrag ist damit die B-Seite. „Liebe Grüße!“ schmälert das darüber keineswegs. So bleibt denn auch als einziger Wermutstropfen, dass die 7“ in Summe kaum mehr als vier Minuten umfasst. Aber in harten Zeiten wie diesen genügen eben auch schon kleine künstlerische (oder kleinkünstlerische?) Gesten.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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