Punk bleibt wichtig. In Zeiten, in denen in Deutschland wieder Flüchtlingsheime brennen und Wutbürger auf den Straßen der Republik verstaubte braune Parolen skandieren, kann es eigentlich gar nicht genug ideologischen Gegenwind geben. Für den waren sich OUTSIDERS JOY nie zu schade. Seit 21 Jahren steht das Trio aus Köln für Punk-Rock mit Botschaft und Augenzwinkern. Das klappt mal mehr („Sonnenbankgebräunter Anabolikamutant“) mal weniger („Yes We Can“) begeisternd, bleibt aber stets sympathisch und schnörkellos vorgetragen. Die unauffällig betitelte vierte Langrille „Rasierapparat“ bildet da keine Ausnahme.
10 Songs in 23 Minuten künden von klassischem Genre-Verständnis: kurz, bündig, auf den Punkt. Nach einleitender Badeanweisung an unliebsame Zeitgenossen mit titelgebendem Gesichtshaartrimmer wird mit dem von WIZO-Frontmann Axel stimmlich tatkräftig unterstützten „Dadäpadewe“ gleich die nächste Hymne gegen Pegida & Co. geschmettert. Die Botschaft ist so klar wie simpel formuliert. Es muss ja nicht immer verkopft und komplex zugehen. Das beweist auch das Anti-Atomkraft-Statement „Atom“, das ein wenig holpert, im (hoppla) Kern aber standesgemäß kritisch bleibt. Selbiges gilt auch für „Stell dir mal vor“ und „Refugees Welcome“, dem einzigen englischsprachigen Beitrag, der gewohnt akzentreich die Verzichtbarkeit von Politikern verdeutlicht.
Melancholische Töne schlagen OUTSIDERS JOY mit der Eltern-Ode „Weihnachtsmann“ an, während „Traumfrau“ eher auf humoriger Seite angesiedelt ist und gängigen Liebesliedern widerstrebt. Den Mix aus Botschaft und Nonsens sowie die lockere Vermittlung ernster Themen (siehe „Weltenretten“) teilen die Domstädter mit den erwähnten WIZO. An deren Klasse reichen sie zwar nicht vollends heran, doch bringt „Rasierapparat“ genug Tempo und klasse Momente mit, um den Deutsch-Punk neuerlich zu bereichern. Sicher nicht unverzichtbar und doch ein willkommen unumstößlicher Fels in der politischen Brandung.
Wertung: (7 / 10)